
4 - Marina-Alltag
Einleben in den Alltag
Wir bleiben hier in Marina Albufeira für eine Zeitlang. Eigentlich möchten wir jetzt lossegeln. Doch das Boot muss noch fertig eingerichtet werden. So machen wir uns mit dem Alltag in der Marina vertraut.
Tagesablauf im Hafen
Schlafen tun wir gut. Vorteil im Hafen ist, dass der Schwell normalerweise sehr gering ist. Was ist Schwell: Schwell ist die Bewegung des Wassers, welches das Boot mehr oder weniger schaukeln lässt. Wir wachen natürlich ohne Wecker auf – das ist super schön. Meistens guckt ein Sonnenstrahl durch das Fenster und wir wissen, es ist spät genug zum Aufstehen. Dann ziehen wir kurz irgendetwas an und laufen zu den Hafenduschen. Hier in Albufeira sind diese sehr sauber und in Ordnung. Frauen gibt es nicht so viele auf den Booten, so dass ich das Badezimmer fast für mich habe. Anschliessend schnell zurück zum Boot. Im Moment ist es noch nicht so warm – ca. 12-16 Grad.
Endlich kommt der ersehnte Aufwach-Kaffee und wirklich gutes Brot pau mistura aus dem SPAR im Hafen. Nun besprechen Ruedi und ich, was wir heute so erledigen wollen. Wir haben ein paar Punkte, welche wir dringend erledigen müssen. Da wir immer nur kurze Zeit auf der PASITO waren, müssen wir nun alles auf unsere Ansprüche anpassen oder umbauen. Zum Beispiel haben wir neue Solarpanel montiert, damit wir nun wirklich unabhängig sind vom Strom.
Fahnen hiessen: Backbord kommen die eigenen Fahnen (hier Schweiz) und Steuerbord die Fahne des Gastlandes (Portugal) und Achtern also hinten am Schiff die Nationalflagge.
Neuer Anker mit der Kette verbinden. Für den zweiten Anker ein Plätzchen suchen.
Und so weiter.
Irgendwann über den Mittag merken wir, dass wir Hunger haben. Dann wird entweder gekocht oder kurz ein Imbiss eingenommen. Draussen essen geht nicht immer. Jetzt im Winter windet es oft und dann ist es mega kalt. Wir sind froh, dass wir den elektrischen Heizlüfter mitgenommen haben. So können wir es uns gemütlich warm machen. Und Strom ist im Hafenplatz inklusive.
«Es schaukelt, wenn wir auf dem Boot oder dem Steg stehen. Also raus aufs Land und laufen, damit sich der unruhige Boden wieder beruhigt.»
Ja. Ich merke, dass ich auf dem Boot lebe. Sobald ich an Land gehe, schaukelt es leicht. Wenn wir dann eine Runde laufen, beruhigt es sich wieder. Aber am Anfang ist das Laufen als wäre ich high.
Da wir kein Auto und kein Velo mehr haben, laufen wir halt viel. Aber das machen wir ja eh gerne. Letzthin sind wir ziemlich lange der Strasse entlang zum grossen Strand von Galé gelaufen. Und dann dem Sandstrand entlang. Das war an einem Sonntag. Einige Leute hatten die gleiche Idee – einmal Strand auf und dann ab.Dazu die jungen Leute, aber die auf dem Surfbrett im Meer. Wir geniessen die Vorsaison. Da ist alles so ruhig, hauptsächlich Portugiesen, dafür haben die Restaurants noch nicht offen und überall sind Baustellen. Aber das ist in Ordnung so. Im Sommer wird es hier sehr voll. Vor allem die Engländer lieben die Algarve. Auch im Hafen hat es viele englische Boote. Die Besitzer kommen immer wieder für Wochen oder sogar Monate. Gerade haben wir Engländer kennengelernt, die kommen für den ganzen Winter hier runter.
Und die Engländer machen gerne Apérotime. Manchmal über Stunden. Es wird auch nicht nur ein Bier oder eine Flasche Wein getrunken, und so geht es feuchtfröhlich zu. Im Januar waren wir mal hier, da hat uns der Bootsnachbar eine schauerliche Geschichte erzählt. Am Vorabend ist er beim Eindunkeln zu seinem Boot gelaufen und da fiel gerade eine Frau ins Wasser. Sie hatte zu viel Apérotime gemacht und den Steg beim Absteigen verpasst. Der Nachbar ist sofort ins Wasser gesprungen und hat sie rausgeholt. Am nächsten Tag kam sie zu ihm und hat sich für die Lebensrettung bedankt. Das hätte wirklich ins Auge gehen können. Das Wasser ist sehr kalt und lange hätte sie das nicht durchgehalten in diesem angetrunkenen Zustand.
Wäsche waschen. Es gibt im Hafen eine grosse Waschmaschine und Tumbler. Die gehen nicht so lange und alle warten davor. Wir haben eine kleine Waschmaschine an Bord und so machen wir dies dort selber.Dann hängen wir alles auf die Reling und warten bis sie trocken ist.





Was koche ich heute. Mist – das verfolgt mich bis hierhin. Das ist gar nicht so einfach. Kochen liebe ich noch nicht. Die Küche an Bord (Pantry) ist klein, der Platz beschränkt und immer wenn ich etwas Geschirr oder Gewürze brauche, muss ich alles umräumen, damit ich das Kästchen aufmachen kann. Dazu schaukelt das Schiff! Und Gasbackofen. Nur Unterhitze. Der Boden hart gebacken und oben noch nicht durch…
OK – ich werde mich daran gewöhnen.
Um die Zeit etwas zu überbrücken, habe ich angefangen zu Zeichnen. Merci Marie für den Anstoss 😊.
Oder wir lesen Bedienungsanleitungen der Navigationsgeräte. Die müssen wir nämlich kennen. Oder ich untersuche das Schiff auf Nischen für die Lagerung unserer Lebensmittel.
Ihr seht, unser Alltag hat sich grundlegend geändert. Aber wir wollten es ja so.
Heute war ein sehr erfolgreicher Tag: Zu Fuss wandern wir mit unserem neuen Wägeli zum Lidl. Das heisst eine halbe Stunde laufen. Danach spazieren wir mitten durch Albufeira bis zum Strand und zum Hafen. Wir treffen per Zufall genau den Start zur Algarve-Rundfahrt. Das war sehr eindrücklich wie die Rad-Profis an uns vorbei düsten. Wir hörten den Fahrtwind rauschen.

Weiter zum Espresso ins Strassenlokal mit den gelben Lipton-Stühlen.
Dann haben wir auf dem Schiff das Dinghy vom Vordeck runtergeholt und an unseren Geräteträger am Heck montiert. Da wir alles neu anpassen müssen, dauert dies immer etwas. Weiter habe ich ein neues Hutzchen für die Ankerwinsch genäht. Von Hand! Zum Abschluss des Tages gab es ein festliches Abendessen draussen im Cockpit kurz nach Sonnenuntergang in rosa angehauchter Abendstimmung (es ist endlich warm genug dafür). 😊

