82 - Tahiti
Zwei Wege: Trip nach Hause und einer bleibt
Das Warten auf gutes Wetter zum Zurücksegeln von Huahine nach Tahiti dauert nicht lange. Es ist nicht optimal, wir haben kaum Wind. Aber dies ist uns egal, so wird es eine angenehme Fahrt durch die Nacht unter Motor und ohne Wellen.
Vor der Marina Taina ankern wir wieder am gleichen Ort wie das letzte Mal. Viel Varianten gibt es hier in Tahiti nicht; es sind hauptsächlich Mooringfelder angelegt.
Für Chris ist nun die Gelegenheit da, endlich den Flug in die Schweiz zu buchen. Ruedi wird auf der PASITO bleiben und sich um sie kümmern.
Einen Tag vor Abflug erleben wir noch ein Wetter, welches uns ehrfürchtig werden lässt. Kurz nach dem Aufstehen – es ist zehn Minuten vor sieben – geht es los!
Der Himmel verdunkelt sich und der Wind nimmt rasant zu. Die Wellen bauen sich innert kürzester Zeit heftig auf und lassen alle Boote stark hin und her schaukeln. Der Regen prasselt so enorm runter, die Sicht verkürzt sich auf ein paar wenige Meter. Sofort starten wir unseren Motor, um den Anker und die Kette zu unterstützen. Während Ruedi am Steuer steht, beobachtet Chris so gut es bei dieser Sicht eben geht, was die anderen Schiffe rundherum machen. Die Angst ist gross, dass eines in uns reinrutscht. Schräg vor uns liegt ein grosser Katamaran – hält sein Anker? Ein anderer Katamaran hat seinen schon hochgezogen und fährt nervös rum, sucht sich einen Platz zum Abwettern, macht uns mit dem nahen an uns Vorbeifahren noch nervöser. Dieses Unwetter geht eine Stunde lang so weiter...
Dann hört es fast schlagartig wieder auf.
Zuerst ein Aufatmen – wir hatten keine Kollision mit irgendetwas; auch unser Anker hat gehalten.
Was ist passiert?
Vorsichtig gucken wir uns um.
Das gelbe Schiff liegt einige Meter weiter hinten, auch das uns bekannte Schweizer Schiff ist nicht mehr an seinem alten Platz. Hinter uns sehen wir, dass sich das schwarze Segelboot am Holzsteg des Ressorts anlehnt. Gleich rechts daneben ist ein anderes gelbes Schiff am Ufer gestrandet, noch weiter rechts ein weiteres!!
Gleich machen sich ein paar Segler mit ihren Dinghies zur Hilfe auf und retten das gelbe Schiff, ziehen es wieder ins tiefere Wasser. Auch das andere kann sich selbst wieder befreien.
Das schwarze Schiff wird später von der Seesicherheit abgeschleppt und weggebracht.
Weit vor uns haben sich ein paar Segelboote ineinander geschoben, neben uns, kämpft eine mit ihrem Anker und der Kette, die sich mit einem anderen Bootverwickelt und verhakt hat... sie muss anschliessend in die Marina, um den Schaden flicken zu lassen.
Und zu guter Letzt, entdecken wir weit hinten ein weiteres Unglücksboot – nur der Mast und etwas Heck gucken aus dem Wasser – es ist gesunken!
Das alles innerhalb einer Stunde!
Endspurt am nächsten Tag, die Sonne lacht und alles ist freundlich und ruhig, bringt mich Ruedi zum Flughafen. Gute drei Wochen bin ich weg. Ich nehme an der Hochzeit meines jüngeren Sohnes und seiner Verlobten teil, geniesse meinen älteren Sohn mit seiner Familie – lese meinem Enkel all seine Büchlein vor und geniesse jede Minute. Auch meine Mutter und ihr Partner, meine Schwester und ihre Familie – es tut so gut!
Leider vergeht die Zeit sehr rasant und schon fliege ich zurück in die Wärme nach Tahiti. Und zu Ruedi. Yeah...
Ruedi ist in der Zwischenzeit beschäftigt mit sozialen Kontakten zu anderen Einhandseglern. Auf dem Schiff repariert, verbessert und pflegt er dies und das. Verlegt das Schiff in die Marina nach Papeete.
Dort komme ich aufs Schiff zurück und staune, wie fremd mir zuerst alles ist. Die Heimreise hat eine intensive Pause bewirkt! Aber es geht nicht lange und ich bin wieder auf der PASITO.
Stimmungsvolle Lichter und Klänge
Weihnachten steht vor der Türe. Den Heiligabend verbringen wir zu fünft auf der MARE 1 und essen hervorragend.
Am Weihnachtstag lassen Ruedi und ich uns einfach treiben. Keine Pläne.
Kurz nach neun klettern wir an Land und laufen Richtung Kirche. Tatsächlich, wir erreichen gerade noch rechtzeitig die Messe.
Alle Frauen sind in Weiss gekleidet und tragen einen weissen schön geschmückten Hut. Viele Männer erscheinen im eleganten Anzug. Die Kirche ist gut gefüllt. Die Stimmung ist so schön – es zieht uns in ihren Bann. Völlig verzaubert lauschen wir den Worten des Pfarrers, obwohl wir nichts verstehen, ziehen den emotionalen Gesang der Menschen in uns rein und bestaunen die reichgeschmückten Kleider und Hüte der Einheimischen. Es sind auffallend viele kleine Babies und Kinder anwesend. Bald wissen wir den Grund: sie werden einer nach dem anderen getauft. Ein Mann fordert mich auf – "Fotografieren sie nur!" So mache ich mich schnell auf, das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
Am Ende der Messe gratulieren sich alle gegenseitig und lächelnd mit Handschlag und wünschen "Joyeux Noël". Wir sind glücklich.
Wir schlendern durch die leeren Strassen von Papeete, irgendwie auf einer hohen Wolke. Und erreichen einen grossen wunderschönen Gebäudekomplex im Kolonialstil: Sein Garten ist öffentlich zugänglich und weihnachtlich geschmückt. Heute werden wir wirklich verwöhnt.
Wir geniesssen. Schaut nur:
Und abends kommen wir wieder und geniessen wie kleine Kinder…
Morgen kommen unsere Gäste. Zusammen rutschen wir ins neue Jahr 2023.
Euch allen ebenfalls es guets Neus :-)
Bye