64 - San Blas
Urchiges Festland
Als wir von Cartagena wegsegeln, freuen wir uns hauptsächlich auf etwas mehr Ruhe und Natur. Die Stadt ist faszinierend und sehr schön – es hat uns gefallen. Eine wunderbare Abwechslung mit vielen fröhlichen Menschen, einladenden Gassen, pulsierenden Plätzen und feinem Essen. Auch die Einkaufsmöglichkeiten sind hier in Kolumbien sehr gut und günstig. Nicht was Ersatzteile für das Segelschiff bedeutet, aber Proviant und alltäglich Dinge.
Unsere Wettervorhersagen für Wind und Wellen stimmen einmal mehr nicht überein. Die Wellen sind heftig, wir werden durchgeschüttelt. Die erste Nacht ist sehr anstrengend. Als wir in Linton Bay Panamá eintreffen, sind wir hauptsächlich müde! Es ist kurz vor Mittag, die Sonne steht hoch und wir können Riffs und Untiefen gut erkennen. Gleich werden wir von SY VICTORIA, die ein paar Tage früher hier ankam, begrüsst und beim Ankern unterstützt. Nicht das wir das nötig hätten, aber schön ist es, so empfangen zu werden. Wiedersehen macht immer Freude!
Das Einklarieren geht hier einfach und das Restaurant in der Marina ist so richtig urchig, die Hamburger speziell gut.
Die nächsten Tage verbringen wir mit Einkaufen. Wir wollen so rasch wie möglich zurück zu den San Blas Inseln. Am Eingang der Marina steht fast täglich ein Pick-up – dort finden wir frisches Gemüse und Früchte. Im chinesischen Supermarket im kleinen urchigen Örtchen Puerto Lindo finden wir weiteren Proviant. Fleisch wäre auch zu haben, doch wir entscheiden uns dagegen, die Auswahl ist etwas speziell. Jeden Arbeitstag kommt um 16 h ein Kleinbus mit frischem Brot; der Besitzer dieser Bäckerei (und Hotel) ist aus Bern/Schweiz «Urs». Das Brot, Zopf und Baguette sind sehr fein – auch die Schokoladetörtchen 😊.
Wir haben diesen Weg gewählt: Zuerst Linton Bay zum Einklarieren und zurücksegeln zu den San Blas Inseln. Wir hätten (und das würden wir beim zweiten Mal machen) auch direkt zu den Inseln segeln können und später einklarieren. Wird so geduldet. Aber so ist wenigsten die Prozedur mit dem Cruising Permit schon am Laufen und wenn wir später hier vorbeikommen, können wir das Original mitnehmen. Es kostet hier 240 USD und gilt ein Jahr!
Minimized life
Ein paar Tage später, Wind und Wetter scheinen angenehm zu sein, segeln wir los. Es wird eine anstrengende Reise unter Motor und Gross-Segel, weil wir diesmal nicht mit dem Wind sondern gegen den Wind segeln!
Chichime heisst der erste Ankerplatz. Bereits bei der Einfahrt in die Bay kommt uns ein Dinghy entgegen. Wir kennen ihn! Er führt uns sicher durch die Einfahrt zwischen den Riffs 😊. Danke Mikko.
Es ist schön hier. Zwei Inseln, voll mit Palmen, begrüssen uns – rundherum nur blaues sauberes Wasser in allen Farbnuancen. Herrlich! Wir setzen uns hin und machen gar nichts. Nur geniessen und die Menschen an Land beobachten.
Später, wir parkieren unser Dinghy am Sandstrand, entdecken wir die grössere Insel. Was ist Usus hier? Werden wir von jemandem begrüsst? Können wir uns einfach frei auf dieser Insel bewegen? Zuerst entdecken wir kleine Bungalows – fast kein Mensch zu sehen. Bei der nächsten Hütte, hier handelt es sich um Kuna Indianer, treffen wir einen freundlichen jungen Mann. Er erklärt uns, was wir hier dürfen. Dem Strand entlanglaufen und die Insel umrunden. Kein Badetuch ausbreiten und baden, nein nur spazieren. Vor uns sehen wir eine Absperrung aus Draht mit einem Schild «Private Property». Der junge Indianer erklärt, wir dürfen durch, kein Problem. Es wohnen drei Familien hier auf der Insel.
Wir respektieren die Privatsphäre der Einheimischen und passieren die Hütten mit gebührendem Abstand. Der Strand ist herrlich, alles ist ganz natürlich. Nicht geputzt und aufgeräumt – überall finden wir Kokosnüsse und Palmblätter, Äste und Schwemmholz. Später leider auch Abfall.
Wir merken bald, dass wir hier unseren Abfall nicht einfach abgeben können. Sie wissen ja selber nicht wohin mit dem Abfall wie PET-Flaschen und Kunststoff. So sammeln wir alles auf dem Schiff und entsorgen organische Rüstabfälle ins Meer – wie die Kuna Indianer. Bei Fleisch- oder Fischabfällen spülen wir alles und verpacken es fest, damit es nicht zu stinken anfängt oder sich Maden entwickeln. Da wir nicht wissen, wie lange wir hierbleiben, ist dies alles sehr wichtig für uns.
Einkaufen geht hier auch nicht wie gewohnt. Immer wieder kommt ein einheimisches Boot mit Gemüse und Früchte, Eier und Fisch/Fleisch und sogar Bier und Cola vorbei. Da leuchten unsere Augen und wir freuen uns über Frisches. Günstig ist es nicht gerade, dafür aufs Schiff geliefert.
Mola
Molas werden von Hand von den Gunafrauen genäht und gestickt, in einer speziellen Layertechnik mit mehreren farbigen Stoffschichten, ca. 20 x 40 cm gross. Die Muster der traditionellen Molas bestehen aus geometrischen Mustern oder zeigen Tier- und Pflanzensymbole.
Mola, in der Sprache Dulegaya, heisst Bluse. Die Tracht der Frauen besteht aus einer gemusterten Bluse, vorne und hinten durch eine Mola verziert, farbige Röcke und einem orangen Kopftuch. An den Handgelenken finden sich Armbänder aus Perlenschnüren und so sind auch die Waden geschmückt. Es sieht farbig und lebensfroh aus und das strahlt dieses Kuna-Volk auch aus.
Diese Molas gefallen mir sehr gut. Sie sind so feingemacht und die Muster sind farbig und wunderschön. Meine erste Mola habe ich auf Chichime gekauft. Sie hängen sie neben ihren Hütten an eine Leine, oft sind mehrere mit einfachen Stichen zusammengenäht. Sie flattern im Wind und bezaubern die Touristen. Als ich eine mit zwei Fischen entdecke, weiss ich gleich, das ist meine. Die Kuna-Frau verkauft sie mir und ich frage gleichzeitig, ob ich dies alles mit meiner Kamera festhalten darf. Die ganze Familie lächelt und gibt ihr Einverständnis. Sie haben es glaube ich nicht so gerne, weil dies alle Touristen machen, trotzdem stellen sie sich geduldig zur Verfügung. Was ich sicher weiss, sie freuen sich, wenn man vorher fragt.
Dugout Kanus
Die Holzboote sind schwer und schmal. Es ist eine Kunst sich mit ihnen fortzubewegen und ihre traditionelle Art von einer Insel zur anderen zu kommen. Gepaddelt wird mit einem schönen Holzpaddel, wenn es untief ist, wird ein Stab zum Stacheln verwendet. Bei Wind hissen sie einfache Segel zur Unterstützung.
Die Boote werden jeweils zum Trocknen auf den Strand gezogen, damit sie sich nicht mit Wasser vollsaugen und noch schwerer und ungelenkiger werden.
Das Guna Yala Archipel wurde ehemals Kuna Yala, San Blas oder Comarca San Blas genannt. Es besteht aus 365 Inseln, liegt vor der karibischen Küste von Panamá und hat ihre eigene Verwaltung und Administration durch das indigene Volk. Sie leben in einfachen Hütten, früher mit Palmwedeln bedeckt, heute vermehrt mit Wellblech.
Die Frauen besitzen das Land, welches kein Ausländer kaufen kann, und geben dieses an ihre Töchter weiter. Anders als in anderen lateinamerikanischen Ländern, konnten die Gunas die Kontrolle über ihr eigenes Land und den Tourismus behalten und ihre Kultur weiter pflegen.
Ihre Sprache ist Dulegaya. Die Lebensgemeinschaft hat eine grosse Bedeutung und jeder hat seine Rolle und Verpflichtungen. Sie exportieren Lobster und Kokosnüsse und verkaufen Molas – hauptsächlich an die Segler und vom Land heranreisende Touristen, welche auf den verschiedenen Inselchen kleine einfache Bungalows finden.
Die meisten Inseln sind unbewohnt und mit Palmen überwachsen. In allen Blautönen ist das Meer rundherum sehr präsent, die Inseln umgeben mit Riffen. Es ist sehr idyllisch hier!
Was machen wir sonst den ganzen Tag? Schnorcheln bei den Riffs und hoffen, es kommt kein Hai 😉. Mein erstes Erlebnis war nur kurz: Chris schnorchelt ums Schiff rum und Ruedi putzt das Unterwasser. Als wir zurück auf der PASITO sind, sehen wir von oben den Hai heranschwimmen. Dies ist das erste Mal, dass ich einen Riffhai sehe; sie sind grundsätzlich ungefährlich. Trotzdem beeindruckt uns seine Grösse!
Ansonsten lesen und diskutieren wir viel. Da wir zwei Boote neben uns haben, die wir schon kennen, ist für Unterhaltung gesorgt. Auch an Weihnachten sind wir nicht allein – zu sechst wird gemütlich gefeiert und gelacht. Jeder hat zum Weihnachtsessen etwas beigetragen und es schmeckt herrlich.
Da wir einige administrative Dinge erledigen müssen und gutes Internet brauchen, segeln wir nach Porvenir. Dort sind wir die einzigen beiden Schiffe. Der Ankerplatz ist sehr rollig. Wir bleiben eine Nacht und weiter geht’s es nochmals nach Chichime.
In der Zwischenzeit sind wir weitergesegelt und inder Shelter Bay Marina – am Eingang zum Panama-Kanal gelandet. Es ist für unsangenehm, wieder einmal ruhig und sicher an einem Steg zu liegen. Doch teuer ist es hier. Bis nach Colón sind es mit dem Bus von der Marina 20 Minuten Fahrt durch den Regenwald und über die neue Brücke. In den Baumwipfeln sehen wir die Affen sitzen.
Es ist ein Kommen und Gehen. Die Schiffe bleiben eigentlich nicht lange in dieser Marina; es geht weiter hier durch den Kanal. Nächste Woche begleiten wir die SWISS LADY durch die Schleusen. Wir sind gespannt, wie sich das anfühlt. Was machen wir?
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