60 - Cartagena
UNESCO Weltkulturerbe Cartagena lockt uns zu sich
Unser Ankerplatz mitten in Cartagena ist umgeben von riesigen Wolkenkratzern. Sind wir in New York gelandet? Bei der Einfahrt steht vom Wasser umgeben das MONUMENTO A LA VIRGEN; auch sie erinnert etwas an die Freiheitsstatue. Auf jeden Fall staunen wir, eine solche Sicht vom Schiff aus hatten wir bis jetzt noch nie. Nach längerem Beobachten des regen Schiffsverkehrs rundherum, können wir bestätigen, dass die Kolumbianer sehr gerne mit ihren Party-Booten ob klein oder grösser durch die Gegend fahren. Mit lauter Musik, diesmal nicht so technisch wie in Grenada oder Curaçao, nein hier ist etwas mehr Gefühl fürs Herz erwünscht.
Für die Einreiseformalitäten ist ein Agent nötig. Wir haben eine Dame von der Firma Logimar. Bereits von Curaçao aus mussten wir diverse Papiere durchmailen. Unsere Pässe werden für die Stempel sofort zur Immigration gebracht, das Zurückerhalten dauert etwas länger. Dieser Prozess scheint sehr aufwendig zu sein. Auch müssen wir, weil wir länger als 5 Tage bleiben wollen, unser Schiff temporär einführen. Das Visum gilt dann für 90 Tage.
Die Überfahrt von Curaçao nach Cartagena war fast relaxed. Die Wetterprognosen zeigten, dass wir nicht genug Wind für die ganze Reise haben werden, und so war es dann auch. Das nahmen wir aber gerne in Kauf – erstens wollten wir nun endlich weiterreisen und weg von Curaçao und zweitens diese Strecke nicht mit zu viel Wind oder zu hohen Wellen segeln.
Rund ein Drittel mussten wir den Motor zur Unterstützung zuziehen. Die ersten beiden Tage waren sehr angenehm, endlich wieder draussen auf dem Meer, kaum Wellen und eine sanfte Brise. Herrlich. Durch die Wetterlage gab es aber auf dem Festland viele Gewitter und Regenfälle. Dies führte dazu, dass wir beim Rio Magdalena viel Schwemmgut entdeckten. Wir fuhren Zickzack, um den Grasteppichen, Pflanzen und kleinen Baumstämmen auszuweichen. Als es langsam dunkel wurde – mussten wir hoffen. Und prompt hörten wir plötzlich einen lauten Rumpel, wahrscheinlich hatte uns ein Holzstück gerammt. Oh Schreck – sofort schauten wir überall nach, ob es uns etwas beschädigt hatte. Dazu war die Motorleistung etwas gedämpft, wir kamen einfach nicht auf die Leistung von vorher. Ruedi möchte kurz unters Schifftauchen und nachsehen – aber das macht nicht wirklich Spass und so fuhren wir halt etwas langsamer weiter. Als wir später ankern, löst sich von irgendwoher ein grosser Pflanzenteppich. Upps! Hätte wegen dem Propeller auch schiefgehen können.
Ansonsten war es schön, wir sind schnell wieder in unserem Überfahrten-Modus. Die Wachen in der Nacht gingen gut von einem zum anderen über. Da es kaum Wellen hatte, blieb es diesbezüglich angenehm. Einzig unsere Abdichtung der Propellerwelle ist etwas leck. Das ist nicht schön und machte etwas Bauchweh. Es ist zwar nicht viel Wasser – doch dies sollte so nicht sein!! Wir werden die Abdichtung wohl auswechseln müssen. In Cartagena.
Zum ersten Mal auf dem südamerikanischen Kontinent
Als wir uns durch die unbekannten Strassen auf die Suche nach einer SIM-Karte für das Internet machen, bemerken wir gleich einige Unterschiede zu den vorherigen Inseln. Auf den belebten Strassen kommen uns viele Karren voller Obst und Früchte entgegen. «Aquacate (Avocados), melonas, bananas, platanos…» alle wollen ihr schönes Angebot verkaufen. Zum ersten Mal essen wir knapp reife Mangos, mit Limettensaft beträufelt und mit Salz bestreut. Normalerweise hätte der Verkäufer noch Pfeffer drübergestreut; aber das ist mir dann doch zu viel. Mir schmeckt es – Ruedi weniger.
Es fahren viel mehr Mopeds und Motorräder auf den Strassen. Die Autos sind sehr unterschiedlich, hier ein modernes, hier ein marodes, ein Bus mit Airconditioning, der anderer hat offene Fenster und viel Patina! Herrlich, diese Vielfalt!
Dann entdecken wir ein riesiges Einkaufszentrum – das CARIBE PLAZA. Hier finden wir viele bekannte Marken, Läden mit einem reichen Angebot an sehr schönen Kleidern für Damen und Herren. Alles was das Herz begehrt. «Panamericana» ist so ein Laden, der bietet schon ganz viel Weihnachtsschmuck an. Buuuuhh! Dafür finde ich hier Malutensilien, mir geht grad das Herz auf. Leinwände, Farben und alles was dazugehört. Oh, jetzt würde ich gerne………
Überall sind lachende Menschen, es ist quirlig und lebendig hier.
Im Zentrum hängt ein grosser Monitor. Es ist die Zone mit den Restaurants rundherum. Viele Tische mit Stühlen sind verteilt und hier sitzen sie, die Kolumbianer mit gelben T-Shirts: soeben beginnt der Fussballmatch Colombia gegen Ecuador. Da schauen wir natürlich zu. Das ist spannend und amüsant – die Männer und Frauen sind voll dabei, gucken gespannt und verfolgen den Match mit vielen Kommentaren. Das Spiel geht 0:0 aus.
Agua, agua, agua…
Die Altstadt ist ein UNESCO Weltkulturerbe (seit1984). Wir sind soooo gespannt darauf; sie soll so schön sein. Als wir sie erreichen, werden wir zuerst von vielen Strassenverkäufern umlagert: Wasser, Früchte, Sonnenbrillen, Sonnenhüte, Zigarren, usw. werden angeboten. Am Anfang sagen wir freundlich «No – gracias», doch mit der Zeit fängt es an zu nerven. Nein-Sagen ist schwierig, da kommt ja schon der nächste und will uns ebenfalls etwas anbieten. Oh, wie hassen wir dies! Dazu stehen überall Frauen in traditionellen Kostümen in den Nationalfarben gelb, blau, rot rum und bieten sich für Fotos an. Sie stehen da, heben ihre Röcke ausgebreitet etwas nach oben und lächeln. Es kostet aber!
Uns vergeht die Lust. So haben wir das spannende Entdecken einer wunderschönen Altstadt nicht vorgestellt. Wir versuchen uns die Freude nicht verderben zulassen und suchen einsame Gassen. Die Häuser und Fassaden gefallen uns ausgesprochen gut. Ich bin so froh, dass wir eine kleine Galerie finden. Hier sind die Metallwerke von Edgardo Carmona ausgestellt. Keiner ist da, es ist schön ruhig. Die Werke gefallen uns.
Als ich bei einem Stand, der frisch geschnittene Früchte verkauft, einen Becher Wassermelone erstehe, pflanzt sich plötzlich ein ca. 8-jähriges Mädchen vor mich hin und fragt mich etwas in einem ausschweifenden Satz auf Spanisch. Ihrer Mutter erkläre ich, dass ich nicht so viel Spanisch verstehe. Sie will nur einen Schnitz Wassermelone finden wir heraus; ich gebe ihr einen und sie ist glücklich. Wir verstehen, die Menschen hier können sich nicht so viel leisten. In ihren Augen sind wir extrem reich.
Durch Corona laufen hier auch auf den Strassen alle mit Masken herum. Konsequent. Und dies bei dieser feuchten Wärme. Wenn die Leute mit uns Spanisch reden, verstehen wir sie kaum. Dies macht das Erlernen der Sprache und das miteinander kommunizieren für uns sehr schwierig. Ich habe mir bei der Online-Bibliothek diverse Sprachlehrbücher ausgeliehen. Jeden Tag lernen wir fleissig Vokabeln oder ein bisschen Grammatik. Und jeden Tag versuchen wir es gleich anzuwenden. Wir müssen, denn hier reden sie kaum oder sehr wenig Englisch.
Cartagena hat etwa 1 Mio. Einwohner. Der Verkehr ist dicht und voll; es rollt beständig durch die Strassen! Die Taxis sind kleine gelbe Autos. Sobald eines neben dir durchfährt, hupt es. Es ist günstig, das Taxifahren. Doch vorerst brauchen wir mal wieder unsere Füsse. Es hat mal wieder sehr angenehme Trottoirs für die Fussgänger. Was hier auffällt – alles ist picobello sauber. Überall wird geputzt, gewischt und nass aufgezogen. Doch aufpassen ist angesagt, wenn man durch die Strassen flaniert; immer wieder ist ein Loch auf dem Weg, so richtige Stolperfallen und überall wird fleissig gebaut oder renoviert.
Bis demnächst wieder 😊