52 - Curaçao
Spanisch, Englisch, Niederländisch und Papiamentu in bunter Umgebung
Wir sind nun fast einen Monat hier auf Curaçao. Zuerst – wie ihr im Blog Nr. 51 gelesen habt – waren wir auf Klein Curaçao mit unseren Segelfreunden. Wieder zurück, geht es ans Entdecken der grossen Insel.
Unser Liegeplatz heisst Spanish Water. Er ist etwas südlich der Hauptstadt Willemstad. Durch einen spektakulären Eingang, der relativ eng ist und links und rechts scharfe Korallenriffs hat, gelangen wir durch einen Kanal ins Inlet, den wir im Zick-Zack fahren müssen wegen den Untiefen darin. Hier drinnen fühlt es sich fast so ruhig an, wie auf einem See.
Drei Ankerzonen sind hier definiert. Wir legen uns nahe zum Dinghydok, denn der Wind peitscht hier doch stark und langes Dinghyfahren macht nass. Der erste Ankerplatz war in einer ruhigen Nebenbucht, nahe zu kleinen Felsen und der Natur. Dort haben uns allerdings die Stechmücken anständig gequält und die neugierigen Fledermäuse waren scharf auf unsere Bananen. Aber von dort ist der Dinghyweg halt lang. Gerade an den Wochenenden brausen die Einheimischen mit ihren schnellen kraftvollen und schnittigen Booten durch die Bucht: pfeilschnell – das ist geil. Es tummeln sich auch andere Sportler hier auf diesem «See ohne Wellen, dafür viel Wind», nämlich Windsurfer, vor allem mutige und auf wackeligen Beinen stehende Anfänger. Und die kommen manchmal durch diese rasenden Fahrer arg in Bedrängnis. Wir halten öfters mal den Atem an! Vor ein paar Wochen wurde ein Dinghy getroffen, ein Mensch starb dabei. Also nicht gerade das, was wir so brauchen.
Der Dinghydok ist sehr knapp bemessen für die vielen Segelboote hier. Wirklich Platz haben gerade mal 5, eines davon liegt wohl schon einige Zeit dort. Es hat Wasser im Boot und die Luft wird immer weniger. Doch es ist mit einer Kette am Steg abgeschlossen und somit entferntes niemand. Es versperrt einfach mal den Platz.
Zwischendurch machen wir neben den Fischerbooten fest und hoffen, dass niemand etwas dagegen hat. Aber keiner mokiert sich darüber und so nutzen wir dies ab und zu. Wir finden hier doch tatsächlich ein Fischerboot, das ebenfalls PASITO heisst 😊.
Zur Bushalte (so wird die Bushaltestelle hiergenannt) sind es gerade mal 3 Minuten. Der Bus nach Punda (Zentrum von Willemstad) kommt ca. alle 1-1,5 Stunden. Kosten: einfache Fahrt für eine Person ungefähr 80 Rappen. Er ist gross, aber diese Linie nutzen nur wenig Leute (die Touristen fehlen). Fremd ist, dass nach dem Busfahrer zwei Drehkreuze sind und die ersten zwei Sitzreihen mit gelb-schwarzem Absperrband versehen, unbenutzbar sind. Der Busfahrer ist mit einem grossen Plastik vor den Mitfahrenden geschützt. Coronazeit. Alle Menschen tragen pflichtbewusst ihre Masken (mit einzelnen Ausnahmen).
Willemstad ist sehr bunt. Jedes Haus hat eine andere Farbe; keine Farbe wurde vergessen; Du siehst von zitronengelb, über rosarot, knallblau, violett bis dunkelgrün alles. Es sieht so freundlich und lebenslustig aus. Herrlich!
Im Zentrum sind viele kleine Gassen und diverse Läden und Boutiquen, es macht Spass hier, zu bummeln und die vielen charmanten Details zu finden. Nur die Leute fehlen. Ab und zu kreuzt du mal jemandes Weg. Obwohl Ruedi und ich grosse Menschenmassen nicht mögen, aber so leer ist auch nicht richtig. Hat uns jemand vergessen zu sagen, dass alle weitergezogen sind?
So habe ich wenigstens Zeit und Musse, jeden Winkel genau zu betrachten und nach lohnenden Fotomotiven Ausschau zu halten. Zum Leidwesen von Ruedi 😉
Die Pontonbrücke Queen Emma für Fussgänger ist etwas Besonderes. Wer in den grossen Hafen möchte, der im Landesinneren liegt, muss sich per Funk melden und die Pontonbrücke wird seitlich weggeschoben; ein kleines Führerhäuschen und darunter ein starker Motor machen das. Ein Pilotbooteskortiert grosse Schiffe bei der Einfahrt. Für die Fussgänger springt eine Fähre zur Überquerung des Kanals ein, bis die Brücke wieder geschlossen ist.
Links und rechts des Kanals stehen die farbigen Bilderbuchhäuser, die wir alle von Fotos aus den Werbeprospekten her kennen.
Beim Obst- und Gemüsemarkt der Venezolaner (früher war dies ein Floating Market auf dem Fluss) findest du viel frische Waren: Ananas, Bananen, Baumtomaten, Äpfel, Birnen, Wurzelgemüse, Randen, Salat, Tomaten, Gurken, aber auch Honig und süsse Speisen, etc. etc. Und die Venezolaner sind sehr nett und freuen sich über einen kleinen Schwatz auf Spanisch. Sie haben viel Geduld und freuen sich, wenn wir versuchen in ihrer Sprache zu fragen oder zu antworten. Viele Menschen hier sprechen spanisch. Die Weissen sind meistens aus Niederlande. Die Einheimischen reden Papiamentu (kreolisch). Ein lustiger Mix.
Papiamentu:
Hello – Bon dia
What’s your name? – Con bo number ta?
Where are you from? – Dia cual pais bo ta?
Please say it again – Bo por ripiti e mesun cos pami plies
How much is this? – Kwanto esaki ta costa?
Eine sehr lange Strasse führt von Punda aus der Stadt raus und dem Meer entlang. Der ganze District heisst Pietermaai. Früher standen hierviele kleine Arbeiterhäuschen. Sie verfielen und keiner kümmerte sich um eine Renovation oder Abbruch; sicher fehlte auch das Geld dafür. Im Jahr 2000 starteten sie ein umfangreiches Projekt, diese Häuser zu renovieren. Heute sehen wir hübsche farbige Häuser, fein im ehemaligen Stil zurechtgemacht und ein Genuss zum Anschauen. So sind Boutiquen, Cafés, Bars, Wohnhäuser, Restaurants und Hotels entstanden. Ein Zentrum für den Tourismus und Eventmeile mit viel Kultur. Im Moment ist gerade Zwangspause. Alles ist leer und still. Nichts läuft – ab und zu stolpert ein Tourist aus dem Boutiquehotel auf die Strasse. Es sieht sehr traurig aus. Hier möchte so lustig gelebt werden!!!! Zwischendrin stehen noch kleine Lost Places und warten bis sie endlich dran sind.
Manchmal wandern wir von Spanish Water dem Meer entlang bis Willemstad. Das sind ungefähr 11 Kilometer, rund 2,5 Stunden Marsch. Zuerst durch ein Villenviertel – hier liegt viel Geld. Dann kommt ein Park mit schönen Naturwegen und das Meer. Den restlichen Weg müssen wir neben der Strasse laufen, die etwas staubig und befahren ist, dafür kommt dann eben diese Strasse Pietermaai und das Gehen wird langsamer, weil ich soviel gucken muss!
Auf der anderen Seite des Kanals ist der Stadtteil Otrabanda. Er ist es etwas herber, nicht alles so aufgeräumt, eher verwahrlost. Aber nach kurzem Weiterschlendern entdecken wir ein Viertel mit sehr alten Gebäuden (Hoogstraat), wieder sehr fein instand gestellt. Jedes Gebäude hat eine Tafel, darauf wird etwas über die Geschichte des Hauses informiert und architektonische Details genannt. Sehr interessant.
Jetzt entdecken wir die vielen grossflächigen Wandbilder in den Strassen – es ist wie in einer riesigen Ausstellung. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Sehr professionelle Bilder können wir bestaunen. Und wieder alles in knalligen Farben. Wow!
Höchste Berg von Niederlande
Mit unseren Seglerfreunden mieten wir uns ein Auto für zwei Tage. Der erste Tag ist den schönen Orten gewidmet. Zuerst fahren wir zum Christoffel Nationalpark. Eintritt muss bezahlt werden und der steinige und schmale Weg führt direkt nach oben, 375 m über Meer auf den Gipfel. Früher war dies der höchste Berg von Niederlande. Seit 2010 ist Curaçao ein autonomes Land des Königreiches der Niederlande.
Ein paar junge Menschen stürmen hier hoch und sind mega stolz, als sie oben eintreffen. Dann ein paar Fotos und Selfies und zurück nach unten. Auch wir sind stolz, oben einzutreffen. Der Weg ist steil und die Temperatur ist auch hoch 😉. Wieder unten angelangt, wartet ein Mann mit seinem Pick-up und frischem Trinkwasser. Wir plaudern etwas mit ihm. Er war 40 Jahre angestellt bei der hiesigen Ölraffinerie. Er verteidigt diese Energie kräftig und lässt sich aus über die Wind- und Solarenergie. Er ist da ganz seiner Meinung. Wir hören ihm still zu und lassen uns nicht auf eine Diskussion ein.
Unser nächster Anlaufpunkt ist der Westpunt. Wie der Name sagt, ganz im Westen der Insel. Der Weg führt uns über rote staubige Erde durch riesengrosse ausgewaschene Löcher gefüllt mit Wasser, durch die wir mutig mit unserem Auto einfach durchfahren! Die Küste besteht nur aus rauem Kalkstein, ist sehr scharfkantig und sehr uneben. Die Wellen branden mit einer riesigen Kraft auf die Küste, zum Teil mit grossen Fontänen, die explosionsartig in die Höhe springen. Imposant – hier könnte ich stundenlang zusehen. Die Sonne knallt von oben herab, der Wind zerrt am festgebundenen Sonnenhut!
Was ist schwarz?
Weiter geht’s zu den Hato Höhlen. Wir schaffen es gerade noch, bevor sie schliesst. Sie ist über 300'000 Jahre alt. Ein junger Mann führt uns durch die Tropfsteinhöhle und erzählt uns sein Wissen darüber. Sie ist nicht besonders gross, aber doch eindrücklich. Die Ureinwohner(Arawak-Indianer) und später flüchtige Sklaven haben sie als Unterschlupf genutzt.
Neben Stalagmiten und Stalaktiten sehen wir Fledermäuse (so niedliche Viecher!!!) und Skulpturen, die wir in den Felswänden entdecken. Der Führermacht kurz das Licht aus und wir können erleben, wie dunkel es hier drinnen ist. Absolute Schwärze. Nichts zu sehen! Wieder draussen machen sie uns höflich darauf aufmerksam, dass sie nun schliessen. Der Amerindiantrail mit seinen Petroglyphen, den wir eigentlich noch entdecken wollten, müssen wir auslassen.
Ich warne euch
Also jetzt noch kurz zur Straussenfarm. Diese Tiere gehören zwar nicht hierher, sie kommen aus Afrika und Australien. Doch sie sind so lustig, die schauen wir uns an. Wir haben nicht erwartet, dass die Farm noch offen ist – wir hofften, wir können über den Zaun schauen. Umso überraschter sind wir, dass ein Angestellter, der noch beim Eingang herumsteht, sich kurzentschlossen bereit erklärt, uns um die einzelnen Gehege zu führen. Ruedi darf sogar mit einem Kessel auf den Schultern die Strausse füttern. Sie kommen mit ihren langen Hälsen und hauen so richtig in die Schüssel rein, um die Körner zu picken. Ruedi ist erstaunt über diese Heftigkeit und lässt sich das nicht allzu lange gefallen 😊. Christina und ich kommen einem Zaun etwas zu nahe und der Strauss stellt seine Federn und tänzelt seitlich vor uns hin und her, wackelt dabei mit seinem schwarz-weissen Gefieder. Dabei zischt er – wir merken, der möchte nicht mit uns flirten, nein der hat Angst und droht uns! Schnell ziehen wir uns zurück – sorry!
Wir geben dem Mann einen Zustupf für zwei Feierabendbiere – er freut sich.
Tagesausflug
Wanderung über eine Landzunge. Vorbei am Quarantänehaus, über Steppe mit Kakteen und scharfkantigem Untergrund, einen kleinen Sandstrand sichten und raufklettern fast bis zum Gipfel. Wieder runter zum Fort und aufs Schiff:
Bye, bis bald wieder.