51 - Klein Curaçao

Ehemalige Quarantäneinsel, heute öde und beinahe verlassen.
Januar 21

Kurzausflug auf eine Insel mit Leuchtturm

Unsere Überfahrt von Grenada nach Curaçao war etwas heftiger als erwartet, trotzdem haben wir es sehr genossen. Es fühlt sich einfach gut und frei an, so vor sich hinsegeln. Lauter Wasser und Himmel um uns rum. Die drei Nächte sind sehr dunkel, der Mond ist nur eine ganz schmale Sichel. Dafür haben wir einen Sternenhimmel über uns – es ist unglaublich. Endlich wieder auf zu neuen Ufern – es tut so gut!

Auf Curaçao treffen wir auf unsere Freunde von SY EASY ONE und DIAMOND SEA. Andrea und Ingo haben ein Auto organisiert und begleiten uns am ersten Tag zum Einklarieren. Sie führen uns zuerst zum Zoll/Customs und anschliessend zur Immigration. Danach gehen wir noch zum Hafenmeister, denn dort müssen wir für das Ankern in der Bucht Spanish Water eine Gebühr bezahlen. Kurzentschlossen entscheiden wir uns für einen3-Tages-Trip nach Klein Curaçao mit den beiden anderen Schiffen. In ein paar Tagen soll es rüber gehen.
Damit der Mietwagen auch richtig ausgenutzt wird, gehen wir richtig schön einkaufen. Sie führen uns in diverse Läden und wir staunen über das grosse Angebot. Früchte und Gemüse in allen Varianten, dazu Leckereien, von denen wir schon lange gar nicht mehr getraut haben, zu träumen. Viele holländische Produkte finden wir hier. Curaçao ist eine niederländische Karibikinsel. Hier wird vor allem holländisch, spanisch oder die einheimische Sprache Papiamentu gesprochen. Afrika ist ebenfalls sehr präsent, und zwar deshalb, weil früher Curaçao ein bedeutender Umschlagsplatz für Sklaven war.


Am Donnerstag segeln wir also los nach Klein Curaçao. Ruedi und ich haben es zu unserem Tagesziel gemacht, alles zu segeln. Das ist ein sehr hohes Ziel, da wir gegen den Wind segeln müssen, dass heisst mit viel Aufkreuzen (da man ja nicht wirklich zum Wind hinsegeln kann!!). Viel Strömung ist hier auch vorhanden, so dass wir kaum vorwärtskommen. Aus 13 Seemeilen(Direktkurs) werden 38 Seemeilen (Kreuzkurs) und nach 7 Stunden sind wir dann doch noch am Ziel. Müde machen wir an der freien Boje fest und fallen fast ins Bett. Doch unsere Freunde wollen mit uns einen Sonnenuntergangsdrink geniessen und so raffen wir uns noch auf.

Patina pur

Schön ist es hier! Der Blick zum Strand zeigt nur blaues und türkisfarbenes Wasser, hellen Sand und ein paar Hütten als Schattenspender. Eigentlich wohnt niemand hier, obwohl ein Venezulaner als Ansprechperson fungiert (er spricht nur spanisch).
Neugierig wie wir sind, ziehen wir gleich los, um die Insel zu erkunden. Am Strand entlang zieht sich wie gesagt der helle Sand, daneben unzählige angeschwemmte Korallen und Muscheln. Quer über die Insel führt ein Weg – direkt zum Leuchtturm, der fast in der Mitte der Insel steht. Und dieser Leuchtturm ist super! Seine Funktion als Leuchtfeuer wird durch eine solarbetriebene LED-Leuchte unterstützt. Er zieht mich sogleich in seinen Bann. Schaut her:

PASITO fühlt sich wohl im farbenprächtigen Wasser.
Gebaut 1849,von Hurrikans zerstört und immer wieder aufgebaut.
Lost place
Ich habe vor Ort kein Fotomodel und muss selber hinhalten. Ich suche den Ausschnitt, stelle an der Kamera alles ein und Ruedi drückt ab. RR

                           Spontan quatsche ich einen Besucher an und kann ihn überzeugen, für mich Model zu stehen 😉

Wrack, wild umtost und Vögel mit sehr langen Beinen

Zuerst schauen wir uns das Wrack an, welches auf der Ostseite liegt (Öltanker Maria Bianca Guidesman). Ruedi meint, als er die Insel vor 20 Jahren besucht hat, war das alte Schiff noch vielsichtbarer. In der Zwischenzeit haben die Wellen und das Wasser viel davon abgetragen. Alles rundherum (Steine, Überreste, Korallen) ist rostbraun, überall liegen Wrackteile oder Abfall herum. Der Wind trägt auch jeden Tag neue Plastikteile hierher. Man sieht es gerne, wenn die Besucher einen Müllsackmitnehmen und auf ihrem Rundgang etwas Abfall sammeln und bei der Mermaid-Station(Tourenanbieter) abgeben.

Das Schiff muss sehr lang gewesen sein, es ist nur noch der vorderste Teil da.
 
Die Wellen arbeiten mit voller Kraft an der Zerlegung des Tankers.

Weiter laufen wir einfach querfeldein über die Steppe mit den einzelnen Büschen. Es ist öde, aber wunderschön. Diese Farben! Weit hinten entdecken wir einen Tümpel und tatsächlich zwei Flamingos. Allerdings sind diese nicht so rosa wie erwartet. Leise und behutsam schleiche ich mich ran:

Stolze Flamingos – sehr erhaben.

Geselliges Zusammensein – eigentlich etwas ganz Normales

Doch leider nicht zu Covid-Zeiten. Wir denken an unsere Lieben zuhause und sind uns bewusst, welches Privileg wir haben. Zwar kämpfen auch wir mit diesen neuen Umständen, doch es ist kein Vergleich mit Zuhause.
Also geniessen wir zu sechst den Abend und essen gemeinsam. Zuerst bei DIAMOND SEA und einen Tag später auf der EASY ONE. Jeder bringt was mit und Andrea macht noch etwas mehr 😊.

Männer ...
... und Mädels
Hamburger Festival – sehr lecker.

Regen fühlen

Am zweiten Tag laufen wir die andere Hälfte der Insel ab. Da Samstag ist und viele Leute frei haben, ist heute richtig was los am Strand. Die Ausflugsboote haben Kitesurfer mitgebracht und die geniessen nun in vollen Zügen das Wasser, die Wellen und den Wind. Es sieht toll aus! Und endlich wieder mal junge Leute die einfach Spass haben. Ein Schiff bleibt über Nacht da und die Gäste schlafen am Strand. Mit Lagerfeuer. Toll 😊

Wir laufen weiter bis zur Südspitze. Hier tosen die Wellen und zeigen ihre Kraft. Ein Schlauchboot mit vier Tauchern kommt, sie steigen hier aus und lassen sich durch die Strömung zurück zum Strand treiben. Uuuuiiiihh, das ist gar nichts für mich. Hier im wilden Wasser? Aber unsere Seglerkollegen tauchen auch und haben hier schon die schöne Unterwasserwelt genossen.

Wir drehen uns um und wollen weiterziehen. Doch von weitem kommt eine riesige schwarze Wand Richtung uns. Das gibt ein richtig schöner Regenschauer! Da wir eh schon in Badehosen und Bikini unterwegs sind, lässt uns dies fast unberührt. Dennoch, es sieht gespenstisch aus. Es ist nicht schlimm, es windet heftig und die grossen Regentropfen fallen vom Himmel. Wir werden ja nur nass. Kalt ist es nicht. Wir suchen zwar etwas Schutz bei einem Strauch vor dem Wind, ziehen aber, als er etwas nachlässt, einfach durch den Regen weiter. Allerdings wird der Regen immer kräftiger, die Tropfen immer grösser und so rennen wir am Schluss doch zum Leuchtturm und stellen uns dort unter, bis alles soweit vorbei ist, dass wir zum Strand zurückgehen können.

Die 3 Tage sind rum, länger dürfen wir am Stück nicht auf der Insel bleiben. So segeln wir gemütlich zurück, diesmal mit dem Wind. Es ist herrlich.

Wieder in Spanish Water ankern wir und lassen uns die Erinnerungen des Ausfluges nochmals durch den Kopf gehen. Schön war’s!


 

Etwas Geschichte
Klein Curaçao wurde ca. zwischen 1640 bis 1740 zur Quarantäneinsel. Damals wurden durch die Niederländische Westindien-Kompanie Unmengen an Sklaven aus Westafrika in die Karibik überführt. Kranke Menschen wurden auf dieser Insel zur Quarantäne abgesetzt; wenn sie starben wurden sie auch hier begraben.
Früher war der Boden der Insel sehr nährstoffreich. Heute ist er es nicht mehr. Im 19. Jahrhundert entdeckte ein Brite, dass der seit Jahrhunderten auf der Insel abgelagerte Vogelkot durch chemische Verbindungen in Calciumphosphat umgewandelt werden kann – ein wertvolles Düngemittel. Innerhalb von nur 15 Jahren wurde das gesamte Phosphat von Klein Curaçao abgetragen und die Erde bot nicht mehr genug Nährstoffe.
Heute gibt es allerdings ein Aufforstungsprogramm der CARMABI, der Caribbean Research and Management of Biodiversity Foundation. Die Umweltorganisation kümmert sich um die Wiederherstellung der Biodiversität von Curaçao und den dazugehörigen Inseln. Seit etwa zwei Jahrzehnten werden nun wieder heimische Pflanzen, wie etwa Gräser, auf der Insel gepflanzt. Dadurch soll auch die Erosion der Insel gestoppt werden – denn auch das Wetter macht der Insel, die nur 1,7 Quadratkilometer gross ist, zu schaffen. Quelle:travelbook.de

Delfine besuchen uns, sie spielen zwischen den ankernden Schiffen.
Hier sind zwei von der Gruppe aus mindestens 5 Tieren.

Bis zum nächsten Mal, bye …

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