42 - Grenada

Regenzeit im Süden der kleinen Antillen.
Juni 20

Grenada Arrival Procedure

Beim letzten Besuch von Grenada, das war von Tobago aus am Silvester 2019, fand das Einklarieren in fünf Minuten statt. Es hat sich aber so viel verändert in der Zwischenzeit, dass wir nun eine regelrechte Prozedur durchmachen müssen. Vorgängiges Registrieren im Internet bei Grenada-Lima. Ausfüllen und Einsenden von verschiedenen Formularen. Abwartender Bestätigung zur Anreise. Bezahlen einer Gebühr für das Ticket. Und wir segeln los, weg von Martinique.

Sonnenuntergangsolo

Die Nacht durchsegeln wollen wir nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Im Internet haben wir gelesen, dass die Insel St. Lucia es zulässt, wenn Schiffe über Nacht ankern. Voraussetzung: die Crew darf nicht an Land gehen. Also werfen wir unseren Anker in der Rodney Bay, eine uns bekannte herrlich weite Bucht. Der blaurosa gefärbte Sonnenuntergang und diese fast absolute Ruhe rundherum (es hat kaum Schiffe hier) ist zwar seltsam und ungewohnt aber wunderschön und genussvoll.
Sehr früh nehmen wir in der verschlafenen und noch dunklen Morgenstimmung unseren Anker auf und fahren schweren Herzens wieder weiter. Sehr gerne wären wir noch etwas hier geblieben und hätten die Insel noch mal vertieft erforscht und erlebt. Es gäbe hier noch so viel zu entdecken.

Lossegeln noch vor em Z’Morgekaffi.

Segelgenuss

Endlich – alle Bedingungen stimmen. Genug Wind und sanfte Wellen. Es wird eine Überfahrt der Superlative und wir ziehen es voll Freude ins uns rein. Leider müssen wir alle Insel, an denen wir nun vorbeisegeln, links liegen lassen. Offiziell ist es nicht erlaubt, sich hier aufzuhalten. Obwohl andere Segler da viel frecher sind und es einfach machen. Ein paar werden erwischt und können zwischen Hotel für die Quarantäne oder Gefängnis oder sofortiges Wegsegeln wählen, andere machen es einfach still und heimlich; nur vom Boot aus. Wir schliessen die Augen und holen unsere Erinnerungen hervor und lassen die schönen Momente, die wir hier bereits erlebt haben, in uns aufleben. Die Inseln sind sehenswert, wenn ihr wollt könnt ihr alles nochmals in Blog Nr. 29 bis 31 nachlesen 😊

Die Pitons von St. Lucia. RR.
Unterwegs gibt es einfache Teller-Menü.
Unser Track und PASITO auf dem Open-CPN am Monitor.

14-Tage-On-Board-Live

Festmachen am Dinghydock in der Marina St. George. Unsere erste Station: Ministry of Health; Der Port Health Officer misst unsere Körpertemperatur und notiert sie auf unsere Anmeldung. Wir erhalten eine persönlich unterschriebene Karte zur PROVISIONAL Health Clearance. Nun sind wir berechtigt, auf das Ankerfeld zu fahren und dort unsere 14-Tage-Quarantäne abzuhalten.
Während dieser Zeit dürfen wir nicht an Land gehen und auch keine anderen Segler auf ihren Segelbooten besuchen. Wir dürfen online Proviant bestellen und diesen nach Absprache mit der Marina am Dinghydock abholen (was wir nicht machen, denn wir haben bereits viel Proviant in Martinique eingekauft. Das reicht für diese zwei Wochen aus.) Wir dürfen um unser Schiff rumschwimmen soviel wir wollen. Wenn wir Abfall haben, darf eine Person (mit Mundschutz) mit dem Dinghy ans Dock und diesen dort abgeben.

Es ist bekannt,dass dieser Ankerplatz vor St. Georges sehr rollig ist. Rollig heisst, die Wellen, die vom Meer herkommen, bewegen die Schiffe und diese schwanken mehr oder weniger stark hin und her. Dies ist auf längere Dauer sehr unangenehm. Ein Katamaran spürt dies viel weniger, aber wir, auf dem Einrumpfschiff, wir leiden. Die erste Woche ist super, alles ist ganz ruhig. Aber die zweite Woche– puuuhhhh!
Einer schreibt in der Grenada Facebook-Gruppe: «Serious question 😉 How does one stop from throwing oneself overboard from boredom during Qtime? I find myself like a dog that runs to the companion way every time I hearany motor go by just to see something different. »

Ja, auch wir finden es richtig langweilig. Am Anfang geht es noch. Da haben wir auch noch einige kleine Arbeiten am Schiff. Wir wechseln das Tauwerk beim Grosssegel und dem Traveller. Reinigen dies und das. Der Yamahamotor für das Dinghy hat noch einen schwergängigen Schalthebel, Ruedi macht ihn gefügig. Wir lesen, diskutieren, schreiben und irgendwann reicht’s. Wir können uns fast zu nichts mehr aufraffen.
Ich bin sehr froh, habe ich meinen Online Fotokurs. Obwohl unser Internet einmal mehr nicht einwandfrei läuft, kann ich doch an allem teilnehmen. Und ich fotografiere mit all meinen Möglichkeiten fleissig mit. Und das Boot schwankt – ich brauche für Fotos viel viel länger als sonst und muss viel mehr abdrücken. Aber ich lasse es mir nicht vermiesen!!
Als Dank erhalte ich Feedbacks in der Fotoworkshop-Gruppe und dies stellt mich auf. Wer es noch nicht weiss, hier ist die Webseite der Fotografen, welche diesen Online Fotoworkshop anbieten: www.scharfsinn.ch

Kleine Fotosession von meinen Übungen:

Andere Sichtwinkel, Perspektiven.
Ein- und Durchblick.
Tiefenschärfe – ich bestimme den Fokus.
Unschärfe und doch stimmungsvoll. (vom Schiff aufgenommen in Deshaies, deshalb unscharf)
Farben und Linien (dieses Foto habe ich früher gemacht, in Le Marin/Martinique).

Frühmorgens um 9:30h Rapidtest.

Feingemacht landen wir mit dem Dinghy am Dock. Dort warten schon eine ganze Menge andere Segler. Für heute sind es 86 Menschen, die auf Covid-19 getestet werden. Soviel wir wissen, ist noch kein einziger seitdem Start dieses Prozederes positiv getestet worden; aber das erstaunt uns nicht.

Nach eineinhalb Stunden anstehen, sind wir endlich dran.
Zuerst Registrieren: SY PASITO und Zettel, den wir bei der Ankunft erhalten haben, abgeben. Nächstes Zelt: Hier erwarten uns zwei dunkle junge Damen. Sie sind beide von Kopf bis Fuss eingepackt: Plastikhülle ums Haar, Mundschutz, Plastikmantel um den Körper und die Füsse ebenfalls in Plastikhüllen. Sie sind sehr freundlich, nehmen unsere Finger, piksen rein, lassen das Blut ins Gerät tropfen und schicken uns ungefähr 15 Minuten auf das Resultat warten. Diese Verpackung, wo draufsteht wie wir heissen sowie das Ergebnis «negative», müssenwir mitnehmen und zur nächsten Station gehen.
Dort nimmt eine dunkle Frau das Resultat entgegen und trägt es in ihre Liste ein.
Nächste Station ist die Touristikinformation, hier können wir uns mit Karten und Infos eindecken. Wir werden äusserst freundlich begrüsst und sie wünschen uns einen schönen Aufenthalt auf Grenada. Bei Fragen…

Nächste Station: Customs & Immigration. Es darf nur einer pro Schiff anstehen, also macht dies heute Chris. Ruedi darf ein Bier trinken gehen. Aber da erlebt er etwas Unglaubliches:

Wohlbemerkt – wir kommen gerade vom Test und dieser war negativ. Ruedi mit Mundschutz ausgestattet, möchte ins Restaurant (Freiluft ohne Wände!). Am Eingang drückt ihm die dunkle junge Dame ein Formular in die Hand: Name, Adresse und Zeit eintragen. Dann misst sie Fieber: 36° Grad: «Nein,ihnen ist der Zugang zum Restaurant nicht gestattet, diese Temperatur ist zu hoch». Wie bitte? Ruedi ist absolut baff. Wer hätte nun dies erwartet! Erkriegt sein Bier, muss es aber draussen trinken.
Solche unsinnigen Bestimmungen kommen nun die ganze Zeit auf uns zu. Wir diskutieren viel darüber, aber was macht dies alles für einen Sinn? Ändern können wir nichts, wir sind in einem fremden Land und müssen dies wohl oder übel akzeptieren. Aber vieles ist bei dieser Covid-Geschichte so unlogisch und willkürlich – wie ist das Leben kompliziert und komisch geworden.

Und ich stehe immer noch in der langen Warteschlange vor der Customs & Immigration. Ich bin froh, habe ich mein Getränk und meinen Sonnenhut mitgenommen. Wir reden miteinander und haben es einigermassen unterhaltsam und lustig. Segler sind meistens sehr gemütliche und humorvolle Menschen. So unterwegs sein, da erleben wir viele komische Situation.
Als ich drankomme, geht es ganz rasch und wir sind endlich in Grenada einklariert😊.

Jetzt geht’s los. Kurz frisches Gemüse und etwas Fleisch einkaufen. Noch etwas Diesel im Kanister mitnehmen. Zurück aufs Schiff, gelbe Quarantäneflagge runter, Anker auf und weg. Wir fahren noch langsam bei SY LADY CHARLYETTE vorbei und winken good bye – see you soon.

In der Prickly Bay geniessen wir ein Festmenü mit Wein zur Ankunft in Grenada.

Bye, bis bald.

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