40 - Guadeloupe VI

Kurvige Küstenstrassen und dichte Wanderwege im grünen Regenwald.
Mai 20

Unser kleines Klapperauto macht uns mobil

Ein Mietauto. Wow – diese Mobilität. Wir geniessen es und sind tatsächlich sieben Tage ununterbrochen unterwegs! Da ist echter Nachholbedarf.

Die Westküste von Guadeloupe Basse-Terre hat sehr viele Kurven, es geht rauf und runter. In den Ortschaften hüpfen wir über die vielen Verkehrsberuhigungshügel und das Auto quietscht und heult. Es ist nicht das Allerbeste, aber es rollt.

Alle Strände sind leer. Die Verkaufsbuden säumen einheitlich geschlossen die Bucht und warten traurig. Wir kommen uns vor wie in einem Science Fiction – wir suchen überall, ob es da noch Leben gibt! Gespenstisch. Am meisten Betrieb herrscht in den kleinen Fischerhäfen. Da werden fleissig die Netze geflickt. Viele Fischer haben eine Bewilligung zum Fischen, damit sie ihre Familien ernähren können. Alle anderen, dazu zählen auch wir, dürfen keiner nautischen Aktivität nachgehen. Einfach nur Segeln gehen und zurück in die Bucht ist noch nicht erlaubt.

Der kleine C1. Sein erster Gang bockt, den Berg hoch keucht er und beim Rückwärtsfahren quietscht der Keilriemen 😉 Aber er fährt.
Meisterfischer machen Pause.

Wir finden viele sehr ansprechende Häuser:

Prächtige Villen – wir lieben die grosszügigen Terrassen mit viel Schatten. Luftig und kühl.
Das Positive an der ganzen Geschichte – die Strände geniessen wir pur.

Regenwaldmusik und grüne Kunst

Auf Guadeloupe gibt es viele sentiers – kleine Wanderwege, die gut ausgeschildert und bezeichnet sind. Einsam wandern wir sie ab und geniessen diese Beinahe-Stille. Wir hören Vögel und Grillen/Zikaden. Rundherum umgibt uns dichtes Grün in allen Farb- und Strukturvarianten. Es ist unglaublich, diese Vielfältigkeit hier. Um es zu geniessen, müssen wir allerdings stehen bleiben. Denn der Boden ist voller Wurzeln, Steine und Blätter, dazu führen die Wege meistens steil bergauf oder runter. Gutes Training für unsere schlaffen Beine! Es tut gut, sich zu bewegen und mal so richtig durchzuschnaufen! Das Herz klopft kräftig, der Puls beschleunigt sich und wir schwitzen wie die Teufel. Mit dem Trinken kommen wir fast nicht nach. EIne Toilette brauchen wir auch nicht. Das ist vor allem in den Ortschaften sehr nützlich! Einmal kauften wir in einem Restaurant, dass die Theke für Take-Away-Gerichte offen hatte (der Rest ist geschlossen), etwas zu essen. «Darf ich die Toilette benutzen?» «NEEEIIINN!» meint die Dame ganz erschrocken. Das Corona und seine amtlichen Verordnungen der Behörden bewirken schräge Situationen. Wo soll ich nun hin, meine Notdurft … Es bleibt mir tatsächlich nichts anderes übrig, als bei einem dreckigen und etwas versteckten Platz mit Mauer, mal kurz zu verschwinden! Praktisch mitten im Ort!!!

Das sind wir nicht gewohnt!
Manche Tiere haben keine Berührungsängste oder Vorgaben.
She's so cute!
Es ist heiss, der Wind hier oben kühlt sehr angenehm!

Das farbie Örtchen Le Moule

Langsam öffnen die Läden und die Menschen kehren zurück
So eine farbenprächtige Ortschaft haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Wow!
Die Take-Away-Bar – aber ja nichts berühren!

Noch so ein Sentier

Hier ist ein Übernachten möglich. Mückenspray echt empfohlen! Im Nationalpark gibt es ein paar solcher Hütten.
So ein Waldkleid muss man einfach mal anziehen! RR
Einmal mussten wir durch den Fluss waten. Der Weg war matschig und immer wieder versperrte ein umgefallener Baumstamm den Weg.

Lost place

Und dann – steht sie auf einmal da: Die alte Rhumerie Charles Simonnet! In der Karte ist sie nicht eingetragen, wir haben davon nichts gewusst. Wer mich kennt, der weiss, dass ich nun ganz aus dem Häuschen bin. Ruedi muss immer wieder rufen «Chris, es reicht jetzt. Komm da raus». Ja, er hat recht. Heute windet es heftig und wenn ich nach oben blicke, sehe ich schaukelnde Teile aus Wellblech, die so vom kaputten Dach herunterhängen. Saust so ein Teil herab – ujujujujuiii! Aber ich könnte hier drin stundenlang meine Motive finden!
Die Fabrik war von 1925 bis 1995 in Betrieb. Pro Jahr wurden 250'000 Tonnen Zuckerrohr verarbeitet respektive ausgequetscht. Die internationale Konkurrenz und interne Management Probleme stoppten dann die Produktion.
Noch heute findet man im Ebay und anderen Plattformen verfügbare Rum-Etiketten von den Flaschen. Ich finde sogar den Hinweis einer Versteigerung: eine 70cl-Flasche (45%) mit dem Jahrgang 1975 ging für 248 EUR an einen neuen Besitzer. Heute verirren sich hierher nur Fledermäuse oder Fotografen! Abgesperrt ist das Areal nicht. Von vorne her schon, aber wenn du so nach hinten rumschleichst – alles offen.

Hier einpaar Eindrücke:

Die grossblättrigen Pflanzen erobern dieses Gebäudeskelett.
Ruedi faszinieren die grossen Wellen der Zuckerrohrmühle.

Final countdown for changing place

Von Grenada resp. MAYAG haben wir nun ein Mail mit Instruktionen erhalten. Sie haben für Segler ein Prozedere Grenada YACHT ARRIVAL auf die Beine gestellt. Nächste Woche wollen wir dieses durchziehen. Wir werden berichten 😊 – denn Zeit werden wir in der 14-tägigen Quarantäne (diesmal ohne Landgang zwischendurch) wohl haben!

Hier noch eine Familie – sie hat den ganzen Strand und alles drum herum für sich allein.

Bye – bis demnächst.

PS: Titelbild = rote Fackel-Ingwer Blüte (Etlingera elatior)

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