36 - Guadeloupe unter Quarantäne
Alles steht still
Wir liegen vor Anker in Guadeloupe – Deshaies. Anfang März haben wir auf den französischen Inseln einklariert und dürfen uns hier offiziell bewegen. Doch seit 17. März 2020 sind wir blockiert. Segler dürfen eigentlich nicht an Land, ausser zum Einkaufen oder kurz zum Spazieren.
Wir suchen unsere Informationen im Internet zusammen oder hören uns bei anderen Seglern um. Dass unser Internet gerade jetzt gut funktioniert, freut uns sehr. So ist es uns möglich, mit unseren Verwandten und Freunden zuhause zu kommunizieren. Das beruhigt sehr!
Wie ist die Situation an Bord? Natürlich sind wir sehr verunsichert, wie wir uns verhalten sollen, ohne eine Busse oder Probleme einzuhandeln. Aus all den herumschwirrenden Informationen, und dies auch noch in Französisch, das richtige Vorgehen zu finden oder interpretieren, ist nicht so einfach.
Auf einer französischen Amtsplattform finden wir das Formular ATTESTATION DE DÉPLACEMENT DÉROGATOIRE. Es hilft, ein Drucker an Bord zu haben. Ausgefüllt mit unseren Namen, wo wir wohnen und zu welchem Zweck wir uns an Land bewegen, gehen wir an Land. Doch wir werden nirgends aufgehalten oder kontrolliert.
Wie gestaltet sich unsere Weiterreise?
Fakt ist: Bis Mitte oder Ende April sind fast alle Häfen geschlossen oder haben umfangreiche Prozedere zum Einreisen. Wir lesen auf der Website noonsite.com,dass Anreisende aus Frankreich abgewiesen werden. Martinique und Guadeloupe zählen da dazu. Und nicht nur hier in der Karibik, auch im Pazifik ist die Lage dieselbe. Wir wissen nicht, wie lange diese Situation dauern wird.
Es wird nicht so heiss gegessen wie gekocht.
OK. Aber wir sind sehr unsicher.
Unsere Stimmung versuchen wir, möglichst positiv zuhalten. Da wir mehr oder weniger den ganzen Tag auf unserem Schiff bleiben, haben wir uns Aufgaben ausgewählt. Auf dem Schiff gibt es immer Dinge, die optimiert werden können – diese sucht Ruedi. Bücher oder ebooks sind herzlich willkommen. Ich habe meine Mitgliedschaft bei der Kantonsbibliothek Liestal nicht aufgegeben und kann so, bei guter Internetverbindung, digitale Bücher runterladen. Sehr praktisch. In den Marinas oder in Läden nahe der Dinghystege, finden wir immer wieder einmal Regale oder Tische zum Tauschen von Büchern.
Weitere Aktivitäten sind: Brot backen, putzen, Wäsche waschen, Wasser machen. Ich habe nun endlich die Gelegenheit und Muse, wieder zu zeichnen.
Als sportliche Betätigungen stehen uns ungefähr 1 Stunde an Land zu und natürlich unseren grossen Swimmingpool! Heute hatten wir ein besonders spezielles Erlebnis: Ein paar Kinder sind am Schnorcheln und da tauchen plötzlich zwei Delphine in der Bucht auf. Sie schwimmen und springen zwischen den ankernden Booten! Die Eltern der Kinder und diverse andere Segler begeben sich gleich alle ins Wasser und geniessen diese unerwartete Zuwendung dieser Tiere. Als wollten sie uns Menschen dadurch etwas Hoffnung liefern. Gebt nicht auf – alles wird wieder gut. Dazwischen tauchen immer wieder Schildkröten auf. Das ist äusserst speziell, wir geniessen es auch 😊.
Übrigens: den Blog habe ich einen Tag später ins Web gestellt. Die Delphine kamen am nächsten Tag ganz früh am Morgen nochmals wieder!
Tja, dann gibt’s noch die Mittagslunchs, die Apéros und Abendessen mit Sonnenuntergang 😉.
Wie weiter ?
Jeden Tag surfen wir im Internet, um Neues zu erfahren. Heute stiessen wir auf die MAYAG – Marine and Yachting Association of Grenada. Sie versucht für uns Segler, die Situation überschaubar zu machen. Auch kümmert sie sich vorwärtsblickend, eine Lösung auf die kommende Hurrikan Saison zu finden. Dies beruhigt uns ungemein. Endlich haben wir das Gefühl, nicht einfach nur unwillkommene und fast aussätzige Menschen zu sein.
Ihr seht, jeder Tag bringt neue Überraschungen, die sich vielleicht ein Tag später schon wieder anders formiert haben, ….
«Mit Humor geht alles leichter😊»