34 - Marie-Galante

Flache kleine Insel – hier duftet es nach Rum!
März 20

Coronavirus verändert den Alltag

Zuerst möchte ich kurz die Situation hier in der Karibik erläutern.

Ich schreibe diesen Blogbeitrag – es ist der 19.03.2020. Viele Länder haben ihre Grenzen geschlossen, so ist es auch hier auf den französischen Karibikinseln. Ruedi und ich sind froh, dass wir noch nicht ausklariert haben (von Frankreich abgemeldet). Eigentlich war unser Plan, nach Antigua/Barbuda zu segeln. Doch das geht jetzt nicht. Wir haben Segelfreunde, welche vom Norden her runterkamen und in Guadeloupe einklarieren wollten. Sie kamen genau einen Tag zu spät und nun stehen sie im leeren Raum. Frankreich nimmt sie zurzeit nicht auf. Sie ankern nun vor Martinique und warten ab, was weiter mit ihnen passiert!

Solche Situationen verunsichern enorm und machen auch Angst. Gegenseitig machen wir uns Mut, damit wir keine Panik entwickeln. Wir treffen auch auf Segler mit Gästen an Bord, welche gerne heimfliegen würden. Doch gemäss unseren Informationen (keine Garantie!) ist dies nur noch bis Sonntag, 22. März 2020 möglich. Unser Nachbarschiff meldet gerade – ihre Gäste können am Samstag von Point-à-Pitre nach Basel direkt fliegen. Sie sind sehr erleichtert und hoffen, dass alles klappt.

Wir bleiben an Bord unseres Schiffes und gehen nur an Land, wenn wir Proviant benötigen. Die Lebensmittelversorgung funktioniert noch. Ansonsten sind wir autonom – Strom und Wasser können wir selbst produzieren. Wir sind sehr froh darüber!
An Land ist es extrem ruhig. Keine Leute, kaum Autos, einfach leer. So etwas habe ich noch nie erlebt und es fühlt sich wirklich äusserst unangenehm an. Unser Aktionsraum ist sehr eingeschränkt, in Frankreich herrscht auch Ausgangssperre. Allerdings erhalten wir hier keine Informationen. Keinen Aushang, kein Mensch, der etwas weiss, die Polizeistation ist nicht offen! Wir vertun unsere Zeit mit lesen, kleine Dinge auf dem Schiff putzen oder ausbessern, schlafen, schwimmen und schnorcheln, im Internet surfen, per WhatsApp oder E-mail mit anderen kommunizieren oder essen.

So, nun aber noch zu den schönen Dingen des Lebens – Marie-Galante und im nächsten Blogeintrag Guadeloupe:

Marie-Galante

Wow – eine kleine Insel mit sanften Hügeln. Auf Anhieb sehr sympathisch. Sie strahlt eine Ruhe aus!

Die Bucht ist sehr gross und relativ flach mit einem angenehmen Blick auf den kleinen Ort Saint-Louis. Die Hauptstrasse besitzt ein paar Läden, in einer Boutique können wir uns einklarieren. Wie schon einmal erwähnt, ist dies hier auf den französischen Inseln sehr einfach und unkompliziert. Wir treffen dabei auf Heinz – er ist schon ein paar Jahre unterwegs. Jetzt werden die Erlebnisse rasch ausgetauscht. Er segelt danach weiter.

Im besseren Wohnviertel – stilvolle Häuser.

Für den nächsten Tag mieten wir uns ein kleines Auto und fahren die ganze Insel ab. Sie ist ja nicht gross und einige Strassen befahren wir halt zweimal. Für uns ist dies wunderschön. Erstens wieder mal Autofahren und dies ohne Stau, denn soviel Verkehr gibt es nicht und zweitens können wir anhalten wo wir wollen und bequem von einem Ort zum anderen gelangen. Die Füsse sind auch mal froh😊

Vier Stationen

1 Habitation Murat
Eine ehemalige Zuckerfabrik mit Wind- und Viehmühle, Zuckerbrennerei, Herrenhaus, Küchenhaus, Kräuter- und Gemüsegarten und Spital für die Arbeiter (Sklaven). Ein wunderbares leicht erhöhtes Anwesen mit Blick aufs Meer. Seine Geschichte ist sehr interessant. Ungefähr 300 Sklaven haben hier mal gearbeitet – man stelle sich dies einmal vor!

Das Herrenhaus. Es wurde schon x-Mal zerstört und wiederaufgebaut.

Links die Zuckerfabrik, hinten das Herrenhaus und vorne die runde Fläche der Viehmühle.
Windmühle. Das Holz des Daches liegt heute neben der Ruine im Gras.
Hinten das ehemalige Küchenhaus.

2 Rhum Distillerie Bielle and Bellevue
Diese alte Rumbrennerei Bielle ist tatsächlich noch in Betrieb. Als wir so durch die Fabrikation durchlaufen staunen wir darüber. Alles sieht so alt und improvisiert aus. Und dennoch haben sie kürzlich eine Goldmedaille für ihren Rum erhalten! Wieder dürfen wir degustieren😊

Das Zuckerrohr wird aufs Förderband in die Presse gehievt.
Hier vorne fliesst der Zuckerrohrsaft Richtung Brennerei.
Und hier wird ein Rhum gebrennt, der eine Gold Medaille erhalten hat!
Alte Relikte im hauseigenen Museum.
Wir haben noch eine fast vollständige Mühle entdeckt – Distillerie Bellevue.

3 Capesterre
Die Küste ist wild, davor liegt ein Korallenriff. Ein paar Kitesurfer geniessen diese angenehme Bucht hier. Viel Wind mit wenig Wellen. Leider leider schwemmt es hier sehr viel Sargassum ans Ufer. Es stinkt enorm. Die Restaurants an der Promenade sind für Besucher nicht gerade sehr ansprechend. Das Essen wird bei diesem Geruch wohl etwas komisch schmecken. Die Stadt selber ist auch ziemlich kaputt. Hier hat auch ein Hurrikan gewütet. Freundlich und voll Energie streichen sie ihre Kirche neu und renovieren.

Ja, die Natur ...

4 Gueule Gran Gouffre
Ein kleiner Aussichtspunkt mit Sicht auf die steile Felsenküste. Der Weg von dort wird schön. Der River Vieux Fort liegt in einer Senke – hier ist alles sehr grün und dicht bewachsen. Einmal fahren wir bei einem Hof vorbei, es kommen Kühe auf der Weide. Sind wir in der Schweiz? Nein, Palmen gibt es zuhause in den Wäldern nicht.

Sentier Vieux Fort

Unsere Füsse reklamieren. Sie wollen auch was zu tun haben. Also wandern wir gleich am nächsten Tag den Sentier Vieux Fort. So abwechslungsreich haben wir den Wanderweg hier nicht erwartet. Kuhweiden, Zuckerrohrfelder, Aussichtspunkt, Wald, Fluss, Mangroven, Sumpf, weisser Sandstrand mit Picknickhäuschen direkt am blauen Meer, malerische Palmen, Küstenweg durch den Wald.
Herrlich!

Alle Tiere sind hier angebunden, alle.

Al Sander – jazz and more trio

Am Freitagabend findet in der Bar CHEZ HENRI ein Gratiskonzert statt. Der Sänger mit seiner Band ist super. Diese Stimme! Wir stehen im Sand im Garten draussen und hören zu. Schauer um Schauer zieht vorbei, aber diese kleinen Duschen gehören jetzt halt dazu! Es ist angenehm warm.

Ich bin etwas im Verzug – bald folgt der nächste Blogeintrag Guadeloupe.

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