22 - El Hierro
Der Hafen La Estaca
Wir haben schon gehört, dass der Hafen nicht so toll sein soll. Er liegt an der Ostküste. Wenn die Fallböen vom Hang herunter düsen, wackelt es auf dem Schiff ganz schön heftig. Auch nachts ist es nicht gerade angenehm. Darunter leiden auch unsere neue Bekanntschaft SY MARIPOSA – zwei Franzosen, mit denen wir ein paar schöne Stunden verbracht haben. Sie sind beinahe gleich alt wie wir und haben dasselbe vor. Nach drei Tagen verlassen sie die Insel und segeln weiter nach Kap Verden. A bientôt 😊
Eine Insel der Aromen
Mit einem kleinen Mietauto durchstreifen wir die schöne Insel. Sie ist sehr abwechslungsreich.
Die Insel ist eine kleine Welt, wo die Luft speziell duftet. Durch die vielen verschiedenen Pflanzen, den Pinien, der salzigen Luft oder der Feuchtigkeit des durchziehenden Nebels, ergibt sich wieder und wieder eine neue Prise zum Schnuppern. Das gefällt mir sehr. Und was auch absolut herrlich ist, sind die vielen kleinen Schmetterlinge, die hier überall an einem vorbeifliegen oder vorbeigewindet werden. Das sieht so lustig aus,wenn eine Horde Schmetterlinge auf einem zukommen und schwupps, sind sie an einem vorbei. So viele habe ich noch nirgends entdeckt. Und dies auf der ganzen Insel, egal wo. Für mich wird es ein Sport, sie mit der Kamera einzufangen. Allerdings gelingt es mir nicht!
«Die Freuden des Lebens bestehen nicht aus Dingen, sondern aus Geschmack und Erlebnis.»
Die Inselprodukte, welche viel über den Ursprung der Insel und die Traditionen zeigen, sind vor allem süsse Ananas, Käse (aus Kuh-/Schaf- und Ziegenmilch), Wein, Feigen, Honig, Fleisch, Fisch, Gofio, Kaktusfeigen und Oliven. Und zu meiner Freude die Quesadillas, die Käsekuchen. Absolut köstlich und unwiderstehlich. Sie werden aus Frischkäse,pasteurisierter Milch, Anis, Mehl, Zucker, Zimt und Zitronen gemacht. Ich finde sie auf der ganzen Insel und jeder Produzent hat seine eigenen Kniffe und Geschmacksnoten.
Eine weitere Freude ist die Marmelade der Kaktusfeige. Die ist mein Favorit.
Nullmeridian
Viele Jahrhunderte markierte das westliche Kap von El Hierro das Ende der Welt. Hier wurde früher der Nullmeridian/Längengrad 0 verortet, als man noch daran glaubte, dass die Erde eine Scheibe sei.
1884 holte die imperiale Grossmacht Grossbritannien den Nullmeridian nach Hause. Sie setzte durch, dass das Astronomische Observatorium von Greenwich als Anfangs- und Endpunkt der Welt zu betrachten war und immer noch ist.
Wacholderbaumhain El Sabinar
Der stetige und peitschende Wind hat die Wacholderbäume extrem gebeugt, sie wachsen nun nicht mehr in die Höhe, sondern in den erstaunlichsten Formen dem Boden entlang. Knorrig und verdreht, die Stämme zeigen die wildesten Muster und Linien. Oft sind die Bäume mehrere hundert Jahre alt. Ihr Holz eignet sich nicht zum Bauen, so liess man sie einfach stehen und sie wurden nicht wie andere Bäume nach Gran Canaria oder Teneriffa exportiert.
Zur Wiederaufforstung dieser Baumart sind die schwarzen Kolkraben sehr wichtig.Sie ernähren sich von den Beeren, deren harter Samen erst dann aufkeimt, wenn er von den Raben unverdaut wieder ausgeschieden worden ist.
Kirche von La Frontera als Wahrzeichen
Die Iglesia de Nuestra Señora de Candelaria befindet sich am Fuss einer Vulkankuppe aus roter Lava. Das Innere der Kirche ist düster und dunkel, man wird schwermütig dort drin. Die Decke nennt sich Mudejar und ruht auf Säulen aus Granit. Was speziell ist an dieser Kirche – der Hauptbau selbst ist im Ort und der Glockenturm auf dem Hügel. Neben der Kirche ist eine Ringkampfarena, sie sieht aus wie ein Amphitheater. Auf El Hierro ist Ringkampf ein populärer Sport und nennt sich Lucha Canaria.
Las Puntas
Hier steht das Minihotel, welches schon als «kleinstes Hotel der Welt» im Guiness-Buch der Rekorde eintragen wurde. Früher war hier das Warenlager für die Früchte des Tals, welche über einen Kran in kleine Boote verladen wurden. Diese fuhren dann raus zu den ankernden Schiffen. Bei der starken Brandung an dieser Küste ging manche Fracht auch über Bord. In den 1970er Jahren wurde dieser Hafen geschlossen. Ein pfiffiger Investor erwarb das Haus für wenig Geld und verwandelte es in ein Mini-Hotel. Wer also wellenumtost mit einem Schuss Romantik übernachten will – dann hier.
El Hierro hat noch weitere kleine Geschichten, aber diese hier alle zu erwähnen, würde zu viel werden. Eines ist sicher – die Insel ist interessant. Und weil es hier so wenig Touristen hat, ist es hier auch ruhig und nicht überlaufen. Natur pur.
Hafenbekanntschaften
Hier in El Hierro treffen wir auf ein paar Segler, welche tatsächlich wie wir nach Westen weiterziehen. Bisher trafen wir auf den Kanaren hauptsächlich Segler, welche ihr Paradies bereits gefunden haben und hängen geblieben sind. Doch El Hierro ist die letzte Insel und hier kommen vor allem die noch hin, welche Richtung Kap Verden segeln. Allerdings treffen wir auch jeden Tag Charterboote von Teneriffa, mit Besatzung vor allem aus dem Osten (Slowakei, Polen, Deutsche, etc.). Sie legen heute an und sind morgen wieder weg.
Wanderung
Wir unternehmen wieder einmal eine grosse Wanderung. Von der Kirche auf dem roten Vulkanhügel ziehen wir los und wandern über einen verschlungenen und mit grossen Steinen ausgelegten Weg den Berg hoch. Camino Jinama. Er ist sehr steil. Weil wir früh am Morgen losziehen, haben wir Schatten und schwitzen nicht so arg. Zuerst zieht er sich in Schlangenlinien hoch, dann den Felswänden entlang, durch enge Barrancos und weiter den Felshang hinauf. Oben angekommen, haben wir eine atemberaubende Aussicht auf den El Golfo. Ungefähr 900 m Höhe haben wir gewonnen.
Nach unserem Picknick und kleiner Pause gehen wir den ganzen Weg wieder runter. Ufff, ist das steil! Unsere Beine und Knie jammern. Unten angekommen verhindern wir jede weitere Aktivität und fahren zurück aufs Schiff 😊
Und hier ist noch ein Bild aus La Gomera. Die letzte Nacht vor der Fahrt nach El Hierro lagen wir am Anker vor Vueltas beim Valle Gran Rey: