21 - La Gomera
Segeln von Garachico nach San Sebastian
Jetzt wollen wir allen Nicht-Seglern mal aufzeigen, was wir so alles machen müssen, wenn wir von einem Ort zum anderen segeln.
Früh am Morgen aufstehen und alles wegräumen, was wir nicht brauchen. In den Schränken darauf achten, dass zum Beispiel das Geschirr gepolstert ist. Dies mache ich mit Geschirrtüchern zwischen Gläsern, Tellern und so weiter. Auch Zeitschriften und Bücher müssen rutschsicher verstaut werden, damit sie nicht im Salon herumfliegen. Die Seife im Bad steht normalerweise auf dem Rand, jetzt muss sie hier weg und die Shampoo- und Duschgel verschwinden in die Schränke rein. Also wirklich überall studieren: Gut versorgt?
Damit wir auf See nicht kochen müssen, bereite ich die Zwischenverpflegung vor. Wenn wir nur einen Tag unterwegs sind, ist dies relativ einfach. Sandwiches, Joghurt, heisses Wasser für Kaffee im Thermoskrug, Schokolade, Obst bereitlegen und Wasserflaschen abfüllen. Bei längeren Überfahrten muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Aber dies kommt später😊
Die Lifewesten/-belts bereitlegen, ebenso die Segeljacken. Segelschuhe anziehen. Alle Seeventile, die wir nicht benötigen, schliessen. Motoren-/Bugstrahlruderschlüssel aktivieren und Instruments/AIS einschalten. Winschkurbel und Fernglas ins Cockpit bringen. Alle Fenster schliessen.
Habe ich nun an alles gedacht?
Nun noch schnell im Hafenbüro den Schlüssel für die Waschräume zurückgeben, den Schiffsnachbarn Tschüss sagen und dann Leinen los.
Noch im Hafenbecken – ich bin am Ruder und fahre so langsam wie möglich – versorgt Ruedi die Fender (Bootsdämpfer zwischen den Schiffen) und die Festmacher-Leinen. Auch ziehen wir hier drinnen das Grosssegel hoch. Und unter Motor ab durch den engen Kanal aus dem Hafen raus aufs offene Meer. Dort erwarten uns schon einige Wellen und etwas Wind. Wir setzen gleich noch die Genua (das ist das Segel am Bug). Bereits seit ein paar Tagen haben wir das Wetter mit Wind und Wellen studiert und wissen, welches Wetter uns so erwartet. Die Vorhersagen stimmen nicht immer ganz genau. So müssen wir immer auf alles gefasst sein und das Wetter und seine Veränderungen laufend beobachten. Hier auf den Kanaren sind die Acceleration Zones wichtig (siehe meinen Blogeintrag Nr. 19). Also reffen (weniger Segelfläche) wir vor dem Kap und sind relativ defensiv unterwegs. Es zahlt sich aus, denn dort bläst der Wind heftig.
Alles läuft gut, das Wetter ist stabil und wie erwartet. Ruedi lässt wie üblich seine Angelleine raus und hofft, etwas für das Abendessen zu fangen. Heute haben wir Glück. Ruedi zieht einen Thunfisch Bonito raus. Ein sehr schöner Fisch und sehr lecker 😊
Nach sechs Stunden treffen wir in San Sebastian La Gomera ein und machen müde und zufrieden an unserem Liegeplatz am Fingersteg fest. Bevor wir relaxen, müssen wir noch aufklaren. Das heisst, alles aufräumen, Leinen aufschiessen, Winschkurbel und Fernglas wieder versorgen, Instrumente aus, Boot abspritzen mit Süsswasser (Meersalz entfernen), Lifewesten/-belts und -jacken versorgen…
Das feine Abendessen ist dann rasch gekocht und genossen. Die Nacht wird sehr ruhig, im Hafen hat es kaum Wellenbewegungen, es ist ganz glatt. Schön!
Drei Berge
Die Gegend auskundschaften – wir laufen den Berg hoch und noch über zwei weitere und kommen in eine Bucht. Hier werden wir als Wanderer gleich mit einem Schild begrüsst und informiert: …Wanderer soweit willkommen, doch bitte Gäste nicht stören, keine Sonnenliegen oder -schirme am Strand benutzen, es hat kein Laden oder Restaurant, dafür könnt ihr an der Rezeption gratis Trinkwasser beziehen…
Naja, wir bleiben auch nicht lange. Das Hotel ist für Seminare und die Betreiber und Gäste wollen unter sich bleiben. Das Wassertaxi zurück dürften wir nehmen – falls es noch Platz hat/Gäste zuerst – und kostet pro Person EUR 10. Wir wissen dies bereits und haben uns im Vorfeld schon darauf eingestellt, den ganzen Weg auch zurück zu laufen.
Vorbereitungen für die Gäste
Meine Schwester Isa und mein Schwager Harry kommen uns besuchen. Wir freuen uns riesig darauf. Sie reisen mit der Fähre von Teneriffa an. Und als sie dann so vor uns stehen, ist die Wiedersehensfreude immens. Ein Stück Heimat trifft mich da, es haut mich natürlich um 😊
Zusammen machen wir es uns auf dem Schiff gemütlich. Wir haben uns ein Auto gemietet und sehen uns eine Woche lang die Insel an. Leider hat es etwas viel Wind und Wellen, so dass wir von einer Segelausfahrt absehen. Hier hat es auch keine schöne Ankerbuchten oder Orte, wo man gut mit dem Dinghy an Land käme. Nochmals: die Kanarischen Inseln sind nicht ein wirkliches Segelparadies, sondern sehr anspruchsvoll mit viel Wind, Windböen, Wellen und wenig Buchten. Dafür machen wir verschiedene Wanderungen und entdecken die Schönheiten von La Gomera:
«Die Zeit zusammen verbringen und etwas erleben. Wir speichern diese kleinen Geschichten als Erinnerung. Wenn wir wieder allein sind, können wir diese für uns abrufen und im Stillen nochmal geniessen.»