20 - Teneriffa II
Mit feinem Wind und Wellen nach Teneriffa gesegelt
Vor der Abreise von Tazacorte La Palma, werden wir noch richtig von Gabi und Wolfgang verwöhnt. Wir dürfen eine wunderbare Roulade mit Rotkraut, Kartoffeln und Gurkensalat geniessen. Es ist absolut der Hammer, dieses Essen. So gut 😊 Nochmals Danke 😊 Der Abschied fällt schwer.
Bevor wir lossegeln, gehen wir zwei Nächte vor Anker. Wir wollen uns wieder an die Wellen gewöhnen. Hier bauen wir auch den Wassermacher fertig ein und testen ihn. Die alte Membrane raus und die neue rein. Prima – er läuft gut!
Früh am Morgen, um 4:30 h verlassen wir im Dunkeln Tazacorte und segeln nach Teneriffa rüber. Ein wunderschöner Törn der Superlative. Klarer Sternenhimmel, genau den richtigen Wind (Stärke und Richtung), niedrige Wellen und stimmungsvoller Sonnenaufgang. Auf der Steuerbordseite sehen wir im Dunst die Insel La Gomera und in Richtung Teneriffa den Teide – eingepackt mit einem Wolkenband, das uns immerhin den Gipfel von diesem mächtigen Berg sehen lässt. Kurz vor dem Eindunkeln erreichen wir den kleinen Hafen mit seiner speziell engen Einfahrt.
Garachico und der verschüttete Hafen
Der Ort hier hat eine äusserst spannende Geschichte. Im 17. Jh. war er der bedeutendste Handelshafen von Teneriffa. Doch 1706 brach der Vulkan aus und verschüttete mit seinen Lavamassen den Hafen von Garachico. Dies bedeutete für die Bewohner einen grossen wirtschaftlichen Verlust. Später hatten sie weitere Schicksalsschläge durch Vulkanausbrüche zu erleiden. 2013 bauten sie mit Hilfe von EU-Geldern einen grossen Fischer- und Sportboothafen auf der anderen Seite von Garachico. Er ist aber ebenfalls stark dem Atlantik ausgesetzt und sollte bei starkem Wellengang mit dem Boot nicht angelaufen werden. Im letzten November 2018 wurde der Ort wieder von Unwetter – diesmal von grossen Wellen vom Meer her – getroffen. Eine ganze Reihe Häuser dem Meer entlang wurden stark beschädigt, dazu ist seither die riesige Hafenmauer geschwächt.
Garachico selbst ist ein charmantes Örtchen mit kleinen Gassen, bunten Häusern und ebenfalls mit einem belebten Platz im Zentrum. Das Restaurant/Café gleich daneben hat eine gute Küche und bietet Menü, Pizza und Churros an. Hier ist einkommen und gehen, es gefällt uns. Allerdings haben wir es nicht geschafft, Churros zu essen. Entweder machen sie gerade keine oder wir laufen vorbei und sind gerade auf unserem Weg in die Berge (falscher Zeitpunkt).
Im Hafen liegen einige Segelboote. Ein Deutscherlebt schon länger hier und hat ausser seinem Boot auch eine Wohnung und Auto. Ein Italiener macht sein Boot fest und geht für eine Zeitlang nach Hause. Ein französisches Pärchen hat Besuch (sie haben die gleiche Route, wir werden sie wohl nochmals treffen), ein Franzose (76 Jahre alt, aus der Bretagne) hat ein sehr altes Holzschiff und möchte dies gerne verkaufen. Und dann sind hier SY MAJE Martina und Jens. Mit ihnen unternehmen wir so einiges. Sie kennen eine deutsche Wandergruppe und wir schliessen uns auf eine Tour an. Ein andermal nehmen sie uns mit ihrem Mietauto mit und zeigen uns die schönen Aussichtpunkte der Insel und ein gutes Fischlokal. Wir haben es lustig miteinander. Sie wollen noch etwas auf den Kanaren bleiben.
Später kommt ein weiteres Boot in den Hafen, SY PIEN, eine kleine Familie mit Wenda, das Mädchen ist ungefähr 7 Monate alt und absolut süss. Wir bewundern den Mut, mit einem so kleinen Baby durch die Welt zu segeln. Wir haben sie vor einem halben Jahr in Albufeira/Portugal getroffen.
So kommt es immer wieder vor, und wahrscheinlich immer öfter, dass wir Segler wieder treffen.
Ein paar Tage nachdem wir eingetroffen sind, kommen uns Catherine und Frank von der SY WITCH besuchen. Sie liegen mit ihrem Schiff momentan in Santa Cruz de Tenerife und haben uns mit ihrem Mietwagen besucht. Die Wiedersehensfreude ist gross. Ursprünglich wollten sie auch nach La Palma kommen. Doch sie müssen im Oktober zurück in Lanzarote sein. Wir geniessen die Zeit zusammen.
Rucksack und ein paar Taschen
Eigentlich haben wir einen rollenden grünen Einkaufswagen. Doch wenn wir mit dem Bus unterwegs sind, ist dies etwas umständlich mit dem Verladen (muss unten in den Bus rein, und in jeder Kurve rutscht alles hin und her). So nehmen wir beide unsere Rucksäcke und ein paar Taschen mit. Im nächsten Ort, wir nehmen den öffentlichen Bus (Guagua), finden wir diverse grosse Einkaufsläden. Wir haben einen Mercadona entdeckt, der gefällt uns. Wir versuchen immer so viel zu kaufen, dass es gerade noch reicht, alles selbst nach Hause zu bringen.
Einmal hatten wir kein Brot, dann sind wir noch vor dem Frühstück in den Ort gelaufen. Da wussten wir noch nicht, wo es frisches Brot gibt. Wir mussten uns durchfragen, der erste Laden war nicht offen, obwohl er offen hätte haben sollen. In einer Frutería – einem kleinen grünen Laden – fanden wir dann welches. Die Stimmung hier drin mit allen Spaniern war herrlich. Sie haben viele Witze gemacht und sich gegenseitig geneckt. Sie sprechen hier einen Dialekt und verschlucken viele Wörter/Endungen oder haben eigene Abkürzungen. Wir können noch nicht so gut Spanisch, dies macht es für uns etwas schwierig. Zum Beispiel sagen sie nicht Gracias sondern nur Gracia. Statt Buenos dias benutzen sie die Kurzform buena. Ruedi kann von der letzten Reise noch etwas Spanisch und ich lerne wie verrückt mit Babbel und einem Grammatikbuch. Das Sprechen üben wir jeden Tag so gut es geht.
Was krabbelt den hier?
Pasta werden von kleinen schwarzen Käfern sehr geliebt. Aus dem Laden kommen sie manchmal mit uns heim. Als wir sie entdecken,geht die grosse Sucherei auf dem Schiff los. Wo sind sie und was haben sie bereits befallen. Das ist der Fluch auf dem Schiff in wärmeren oder tropischen Zonen. Das Ungeziefer. Wir müssen alles etwas speziell verpacken. Die Spaghetti sind jetzt sicher in einem Wasserbidon 😊.
Teide – wow
Am Morgen laufen wir los. Zuerst von Garachico aus den Berg hoch. Es ist ein sehr steiler Natursteinweg, früher gingen sie hier auch mit den Pferden hoch. Die Aussicht auf Garachico ist toll.
Oben im kleinen Örtchen angekommen, staunen wir sehr, wie steil die Strassen doch gebaut werden können. Ganz langsam erreichen wir den Hauptplatz. Wie üblich treffen sich die älteren Dorfbewohner regelmässig hier. Es hat auch immer eine Bar, damit keiner austrocknet!
Weiter geht es durch das Landschaftschutzgebiet Acantilado de La Culata. Hier erhält man einen Eindruck von den Auswirkungen des grossen Vulkanausbruch im Jahre 1706. Der weitere Weg führt uns durch die Lavamassen, Kiefernwälder mit Farnen zwischen den Steinen oder Teppiche aus Kiefernnadeln. Sehr interessant und beeindruckend, dies zu sehen. Wie muss die Lava damals wohl geflossen sein!
Schliesslich erreichen wir über schwarzen Vulkansand den grossen Wasserkanal Canal de Vergara. Von hier aus ist die Sicht auf den grössten Berg Spaniens mit 3718 m überwältigend. Wir sitzen lange dort und geniessen diese ruhige und schöne Sicht.
Als wir den Berg runterlaufen und in das kleine Bergdorf San Jose de las Llanos gelangen, kommt uns der Nebel entgegen. Nach diesem sonnigen und warmen Platz unterhalb des Teide, ist dieser dunkle Nebel absolut mystisch und kalt. Im Ort selbst findet ein Fest statt. Auf dem Dorfplatz wurde eine Bühne mit Zelt erstellt. Hier wird eine Darbietung nach der anderen gezeigt. Sie können feiern, diese Kanarier. Und wir können endlich unseren Hunger stillen – mit Hamburger und Pommes Frites 😊
Leistung: 1400 Höhenmeter, 18 km Wanderweg.
«Reisen macht Spass.»